Blick: FzF Ausgabe 1

Lernmethoden

dabei um eine Box, in der nur ein Hebel, eine Lampe oder ein Lautsprecher und ein Fut ter-Ausgabeschacht angebracht sind. Solange die Lampe leuchtet, führt das Herunter drücken des Hebels dazu, dass etwas Futter in den Ausgabeschacht fällt. Leuchtet die Lampe nicht auf, können die Versuchstiere den Hebel zwar bedienen, die Belohnung in Form von Futter bleibt aber aus. Skinner fand damit heraus, dass die Tiere aufgrund einer in Aussicht gestellten Belohnung schneller ein bestimmtes Verhalten lernten. Die Verhaltensbiologin Marie Nitzschner verdeutlicht diese Theorie anhand eines prak tischen Beispiels: „Während die Verknüpfung zwischen ‚Pfiff und Futter‘ wie vorab be schrieben klassisch konditioniert ist, reagiert der Welpe auf den Reiz nun damit, dass er aktiv zu seinem Züchter läuft, der dann zur Belohnung das Futter (positive Verstärkung) reicht. Er setzt seine Erwartungshaltung in eine aktive Handlung um. Dieses aktive Ver halten des Welpen ist Teil der operanten Konditionierung. Im Alltag lassen sich klassische und operante Konditionierung also eigentlich nicht trennen. Viele Züchter nutzen diese Form des Lernens, um ihre Welpen an eine Pfeife zu gewöh nen und bereiten so für die späteren Hundehalter den Rückruf vor. Durch dieses Vorge hen und vor allem die stete Wiederholung lernt der Welpe, dass Pfeifen essen bedeutet, und kommt zu seinem Halter, selbst wenn er das Futter noch nicht sieht. So wird aus dem unkonditionierten Verhalten eine konditionierte Reaktion. Damit sich dieses oder ein anderes gewünschtes und konditioniertes Verhalten festigt, muss die Übung viele Male wiederholt und in andere Umgebungen übertragen sowie unter Ablenkung trai niert werden. Denn die Schwäche dieser Methode ist sicherlich, dass die Konditionie rung unter Ausschluss jeglicher Ablenkung meist gut und schnell funktioniert – sobald aber ein attraktiverer Außenreiz, zum Beispiel ein vorbeihoppelndes Häschen, dazu kommt, könnte der Hund diesem viel lieber folgen.“ Damit das nicht passiert, setzt Marie Nitzschner viel früher an und arbeitet verstärkt an der Orientierung des Hundes an seinem Menschen. „Hunde sollen Spaß daran haben, mit ihrem Menschen zu interagieren und sie sollen regelmäßig Feedback für ihr Verhal ten bekommen, und zwar in Form von sozialer Interaktion und weniger in Form von Le ckerli“, sagt sie. Genau das vermisst sie aber häufig im Training. „Die Menschen klickern wie wild und werfen anschließend mit Leckerchen um sich, anstatt den Hund einfach mal in einer ‚Party-Stimmlage‘ zu loben. Dabei lässt genau das die Hunde stolz wachsen. Wird nur mit Futter belohnt, entsteht häufig eine Erwartungshaltung beim Hund im Sinne einer Entlohnung. Futterlob ist wie eine Gehaltszahlung, während verba les Lob, Streicheln oder andere soziale Interaktion ein wesentlich wertschätzende res Feedback ist und viel mehr die Verbindung zwischen Hund und Halter stärkt“, ist die Trainerin überzeugt und ergänzt: „Übrigens fehlen bis heute wissenschaftliche Be lege dafür, dass Hunde unter Verwendung von Markersignalen (zum Beispiel ein Clicker) schneller lernen, wohingegen in einer anderen Studie herausgearbeitet wurde, dass Hunde auf Wörter mit lobender Intonation sehr positiv reagieren.“

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FzF 01/22

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