Blick: FzF Ausgabe 1
Lernmethoden
Konvergenzschema
Negative Verstärkung = etwas Unangenehmes wird ausgesetzt
Positive Verstärkung = etwas Schönes wird hinzugefügt Die Hunde erhalten für ihr gezeigtes Verhalten etwas Positives. Das kann ein verbales Lob, ein Futterlob, ein gemeinsames Spiel mit dem Halter oder auch ein liebevolles Streicheln sein.
Die Hunde werden nicht länger mit etwas für sie Unangenehmem kon frontiert. Das könnte sein, dass das Gegenüber sich entfernt, wenn der Hund zunächst pöbelt und dann da mit aufhört oder, um bei dem Sitz Beispiel zu bleiben, dass der Druck auf das Hinterteil sofort weggenom men wird, sobald der Hund sitzt. Negative Bestrafung = etwas Schönes wird entzogen Den Hunden wird etwas für sie Wich tiges und Schönes entzogen. Das kann zum Beispiel sein, dass der Hal ter dem Hund die Aufmerksamkeit entzieht, wenn ein Welpe in seinem Verhalten überdreht.
Positive Bestrafung = etwas Unangenehmes wird hinzugefügt
Die Hunde werden mit einer unan genehmen Reaktion für ihr Verhalten bestraft. Das kann durch Schimpfen geschehen, durch einen Leinenruck, oder durch ‚den Hintern herunter drücken‘, damit der Hund lernt, Sitz zu machen.
Neben der positiven Verstärkung gibt es in der instrumentellen/operanten Konditionie rung drei weitere Reaktionen, die sich als Folge eines Verhaltens ergeben. In der Lernthe orie wird das als Konvergenzschema bezeichnet (siehe Tabelle oben). In der Diskussion um Konvergenzen wünscht sich Marie Nitzschner mehr Differen zierung und weniger „Schwarz-Weiß“. „Wenn ich sage, dass ich positive Bestrafung im Training nutze, bedeutet das nicht, dass ich meinen Hund schlage, an der Leine zerre oder andere abzulehnende Methoden nutze. Allein der Ausspruch ‚Hey Fräulein, jetzt reicht’s!‘ ist lerntheoretisch eine positive Bestrafung. Aus wissenschaftlicher Sicht kann ich deshalb nicht nachvollziehen, wenn Trainer behaupten, ausschließlich mit positiver Verstärkung zu arbeiten. Einsatz von Stimme kann gleichermaßen positive Verstärkung und positive Bestrafung sein. Auf die Intonation kommt es an. Es ist aber noch mehr: Es ist gleichzeitig auch eine Stimmungsübertragung auf den Hund. Damit gehen Konditi onierung und Kommunikation Hand in Hand.“ Sie bedauert deshalb auch, dass gerade im Hundebereich der Fokus zu sehr auf die behavioristische Lerntheorie gelegt und oft mals vorwiegend mit der klassischen und operanten Konditionierung gearbeitet wird. „Natürlich ist die Konditionierung immer ein wesentlicher Baustein im Training von Hun den. Dennoch gibt es Prozesse, die sich nicht ausschließlich durch Konditionierung er
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