Vorschau Heft Rahmenerweiterung

Biomechanik Biomechanik: Ein langer Hals macht noch keine Rahmenerweiterung Die Rahmenerweiterung wird in den Richtlinien der Deutschen Reiterlichen Verei- nigung (FN) nur in Verbindung mit Tempoverstärkungen thematisiert. Dabei ist die Rahmenerweiterung ein zentrales Thema in der Pferdeausbildung. Ein Blick auf die biomechanischen Abläufe zeigt, warum das so ist. Die Rahmenerweiterung wird laut Richtlinien der FN durch„leichtes, allmähliches Vorlas- sen der Stirn-Nasenlinie in Verbindung mit der Erweiterung des Halses“ erreicht. „Kenn- zeichnend für eine korrekte Rahmenerweiterung sind die Auffächerung der vorderen zwei Drittel der Brustwirbelsäule und das Längerwerden des Halses. Wir reden hier von dem Bereich zwischen dem 12. und 13. Brustwirbel, also dort, wo der Reiter sitzen sollte, und dem Genick des Pferdes“, erklärt Michaela Wieland-Findeis. Die gelernte Human-, Manual- und Physiotherapeutin aus der Region Stuttgart ist DIPO-Pferdeosteo- und -physiotherapeutin und konzentriert sich inzwischen auf die Pferdetherapie. Auch wenn der Fokus bei der Rahmenerweiterung auf der Vorhand des Pferdes liegt, rollt sie das Thema bei der Betrachtung der biomechanischen Abläufe lieber „von hin- ten“ auf, „denn jeder korrekte Bewegungsablauf verläuft von hinten nach vorn“. Sie er- klärt: „Voraussetzung für eine korrekte Rahmenerweiterung ist eine vermehrte Aktivität im Hinterbein. Dadurch wird das Becken gekippt und der Arbeitswinkel für die Bauch- muskulatur verbessert. Die tieferen Muskelschichten der Bauch- und Rückenmuskulatur werden aktiviert. Daraus resultiert, dass auch die Rumpfträger – also die Muskeln, die Vorhand und Rumpf verbinden – mitarbeiten und der Widerrist angehoben wird. Das Pferd wird also von hinten nach vorn größer und kommt ‚vor den Reiter‘.“ Eine wesentliche Rolle kommt den Trägern des Halses zu, macht Michaela Wieland- Findeis deutlich: „Sie sind dafür zuständig, dass der Hals aus demWiderrist heraus getra- gen werden kann und zwar in einem Zustand der Verlängerung. Das führt zu einer ho- hen Beanspruchung der Halsträger.“ Zu diesen Muskelgruppen zählen insbesondere der Halsanteil des Musculus serratus ventralis, der Musculus rhomboideus, die beiden An- teile des Musculus trapezius und des Musculus splenius sowie der Musculus longissimus cervicis. „Der Musculus rhomboideus und der Musculus trapezius helfen auch dabei, das Schulterblatt zu bewegen, das durch das Aufwölben des Widerrists ein besseres Gleitla- ger hat. Der Hauptvorführer der Schulter, der Musculus brachiocephalicus, wird dadurch entlastet. Er muss weniger stützende Arbeit leisten und kann somit seine Hauptaufgabe, das Vorführen der Vordergliedmaße, besser ausführen“, macht die Therapeutin deutlich. Diese sogenannte Schulterfreiheit führt dazu, dass das Vorderbein raumgreifendere Be- wegungen ausführen kann. Das korrekte Aufdehnen des Hals- und vorderen Brust- wirbelsäulenbereichs ist nur möglich, wenn der Ganaschenwinkel geöffnet ist. „Er öffnet sich, wenn sich das Pferd an die Hand des Reiters heran nach vorn dehnt und die- ser das Öffnen durch das Vorgehen mit seiner Hand zulässt. Das setzt voraus, dass die

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