Longieren: Blick ins Heft
Blick ins Heft 1/2010
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Liebe Leserinnen und Leser,
fast jeder macht es, doch die wenigsten lernen es: das Longieren. Dabei begleitet es Reiter von der ersten Reitstunde an, denn die fin- det meistens an der Longe auf dem Zirkel statt. Und das ist absolut kontraproduktiv, meint Sitzspezialist Eckart Meyners. Die auf dem Zirkel wirkenden Fliehkräfte machen es dem Anfänger unglaublich schwer, locker und entspannt zu sitzen. Kurzum: Reiten lernen auf dem Zirkel gehört abgeschafft! Mehr zu dem Hintergrund lesen Sie auf Seite 83. Longieren ist eine Wissenschaft für sich, wenigstens dann, wenn das Pferd nicht einfach nur bewegt, sondern auch sinnvoll gym- nastiziert werden soll. In diesem Heft haben wir die verschiedenen Aspekte ausführlich beschrieben – angefangen beim Menschen und seiner Körpersprache über die Ausrüstung bis hin zur Arbeit mit der Doppellonge finden Sie hier vielfältige Anregungen. Und noch ein Thema bewegt uns in diesen Tagen: Am 9. Februar trafen sich in der Schweiz bei der Internationalen Reiterlichen Ver- einigung (FEI) mehr als zwanzig Experten, um erneut über die Roll- kur/Hyperflexion zu entscheiden. Um den Gegnern der Rollkur weitere Argumente an die Hand zu geben, haben wir eine Online- Petition gestartet. Mehr als 20.000 Menschen haben dort innerhalb weniger Tage ihre Unterschrift hinterlassen! Weiteres dazu lesen Sie auf S.126.
Viel Vergnügen bei der Lektüre dieses Heftes wünscht Ihnen Ihre
Claudia Sanders
Jetzt geht es also rund: Orgulloso und Claudia Sanders. Foto: www.slawik.com Outfit Orgulloso :
Outfit Claudia:
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Editorial
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Inhaltsverzeichnis
Top-Thema:
Das Longieren
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Feine Signale: Körpersprache
Damit es rund läuft - Die passende Ausrüstung Kappzaum contra Trense - Was wirkt wie Wieviel Bewegung darf es denn sein? Das Pferd auf das Longieren vorbereiten
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Abwechslungsreiches Longieren Das Springen an der Longe
Dehnungshaltung mit Hilfszügeln erarbeiten Dehnungshaltung ohne Hilfszügel erarbeiten
Biomechanik: Hohe Belastung für Knochen und Gelenke
Praktische Tipps EberhardWeiß
Martin Plewa
Marc de Broissia
Ina Cygon
Regina Johannsen Peter Kreinberg Anke Schwörer-Haag Michael Laußegger
Sibylle Wiemer: Longieren lehren und lernen 78 Eckart Meyners: Vom Irrglauben des Sitzunterrichts an der Longe 83
Die Doppellonge
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Longe und Doppellonge im Vergleich
Rüstzeug für die Doppellonge
Mensch und Pferd an die Doppellonge gewöhnen
Wilfried Gehrmann: Verschnallmöglichkeiten der Doppellonge Stefan M. Radtke: Lektionen systematisch erarbeiten
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Extra: Kolik
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Der Darm - Störanfälliges Kraftwerk
Kolikarten
Kolik-Symptome erkennen
Erste Hilfe bei Kolik
Schwere Entscheidung: Kolik-OP
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ImGespräch
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FEI unter Druck: Widerstand gegen die Progressive Liste
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Große Resonanz auf DS-Leserbefragung
www.no-rollkur.com: Mehr als 20.000 Unterschriften gegen die Rollkur
Rubriken
Glosse: Mr.P. & Me: Kein Platz!
Impressum
Vorschau/Aboschein
Zeichnung Titelbild: Maria Mähler. Foto Inhaltsverzeichnis: www.slawik.com. Redaktionsanschrift: Birkenweg 10, 57629 Mörsbach, Tel.: 02688/9886538
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Foto: Marco Scheidecker
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Körpersprache
Feine Signale: Körpersprache
Wer ein Pferd longieren möchte, muss als allererstes an sich selber arbeiten: Empathie, Konzentrationsfähigkeit und die Körpersprache des Menschen entscheiden darüber, ob das Longieren gelingt oder daraus nur ein nutzloses „Herumren- nen“ wird. Der Markt ist voll mit Angeboten rund um das Longieren: Kur- se aller Art und ein schier unerschöpfliches Angebot an Zubehör stehen zur Verfügung. Dabei ist jede Methode nur so gut wie der Mensch, der sie anwendet. Heinz Welz, Pferdetrainer und Coach für Mensch und Pferd aus dem Rheinland, sieht im Thema Körpersprache des Longenfüh- rers Parallelen zur Humanpsychologie: „Nur wenn ich mich auf den anderen einlasse, kann ich etwas aus seiner Welt wahrneh- men.“ Bevor der Mensch also sein Pferd an die Longe nimmt, sollte er einen Moment innehalten und die Verfassung seines Pferdes unter die Lupe nehmen. Ein Umstand, der natürlich auch fürs Reiten gilt. Welz verwendet hier den Begriff der Empathie: die Fähigkeit einer Person, sich in die Gedanken und Gefühle an- derer Lebewesen, hier die des Pferdes, hineinzuversetzen. „Wichtig für die Zusammenarbeit ist es, dass das Pferd dem Men- schen vertraut“, erklärt Klaus Zeeb, Verhaltensbiologe aus Baden- Württemberg. Als Beispiel beschreibt er das Anlongieren eines jungen Pferdes: Zu Beginn der Longierarbeit führt ein Helfer das Pferd auf dem Hufschlag, damit es begreift, was es tun soll. Spä- ter entfernt sich der Helfer. Im Prinzip folgt das Pferd erst dem Helfer, dann seinem Longierer. „Zu betonen ist das Wort ´Fol- gen`“, erklärt Zeeb: „Dabei meine ich das Folgen nicht nur im kör- perlichen Sinne, sondern hier geht es besonders auch um das mentale Folgen.“ Dabei seien Pferde echte Anpassungskünstler: „Bevor das Flucht- tier Pferd davonläuft, steht die Erkundungsphase, es ist neugie- rig“, beschreibt der Verhaltensbiologe. „Pferde scannen ihr Ge- genüber mit allen Sinnen. Dazu gehört auch, dass sie förmlich mit einem Blick wissen, wie es einem Menschen geht: Von der Muskelanspannung bis hin zur emotionalen Verfassung ordnen sie ihr Gegenüber ein. Pferde sind sehr gute Beobachter und sie haben die Menschen in ihrer Widersprüchlichkeit kennen und einschätzen gelernt.“ Damit das Pferd dem Menschen folgt, muss der Zweibeiner also
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Körpersprache
Die eigene Körpersprache kontrollieren
vor allen Dingen eines sein: eindeutig und authentisch in seinem Auftreten dem Pferd gegenüber. Unüberlegtes Fuchteln mit den Armen oder Herumhampeln machen es dem Pferd schwer, den Menschen am anderen Ende der Longe zu verstehen. „Ich bin immer wieder fasziniert davon, wie sehr sich Pferde trotzdem Mühe geben, Menschen zu ver- stehen und ihre Wünsche umzusetzen“, sagt Michael Geitner, Pferdetrainer und Erfinder der Dual-Aktivierung. „Besonders schlimm finde ich es, wenn diese Bereitschaft und Überlebensintelligenz der Pferde vomMenschen nicht erkannt und sogar mit Wut und Strafe beantwortet werden“, ergänzt Heinz Welz: „Der Mensch drückt sich dem Pferd gegenüber unklar aus, weiß sel- ber nicht, was er jetzt genau vom Pferd erwartet, und dann bestraft er es auch noch. Wenn aber etwas beim Longieren nicht klappt, muss sich der Mensch doch als erstes fra- gen: ´Warum versteht mich mein Pferd nicht, was mache ich falsch?`, statt zu sagen: ´Der blöde Gaul macht nicht mit´“. Deshalb vermittelt Ausbilder Michael Geitner in seinen Schulungen zuerst, wie wichtig Respekt im Miteinander von Mensch und Pferd ist: „Be- vor ich irgendwelche Techniken trainiere, muss erst einmal die Bereitschaft da sein zuzu- hören – bei Mensch und Pferd“. Dafür sei Konzentration ganz wichtig. „Natürlich geht es da auch um die Frage, wie lange sich das Pferd konzentrieren kann. Doch noch wichtiger ist es, wie lange sich denn der Mensch tatsächlich auf sein Pferd konzentrieren kann“, er- - Konzentrieren Sie sich wirklich auf Ihr Pferd. Stellen Sie das Handy aus und vermei- den Sie während der Arbeit Gespräche mit anderen. Wenn Sie unkonzentriert sind, ist es Ihr Pferd auch. - Lassen Sie sich beim Longieren filmen! Analysieren Sie das Video genau: Wie wirken Sie? Selbstbewusst, aufrechter Gang, keine hängenden Schultern? Zappeln Sie herum? Wedeln Sie unnötig mit den Armen? Geben Sie eindeutige Komman- dos und nutzen Sie immer dieselben Kommandos? Ist Ihre Stimme fest und klar oder leise und brüchig? - Haben Sie ein genaues Bild davon im Kopf, was Sie von Ihrem Pferd erwarten, sprechen Sie es laut aus. - Wer beim Longieren stehen bleiben möchte, kann das mit Hilfe einer optischen Begrenzung – wie einem Reifen oder auch nur einem im Sand gezogen Kreis – ausprobieren. - Gerade reine Dressurreiter können hier viel vom„Horsemanship“ der Westernreiter lernen, wo die Körpersprache des Menschen viel selbstverständlicher zur Ausbil- dung dazugehört. Eines von vielen Beispielen dafür ist das Natural Horsemanship von Linda und Pat Parelli. - Wer keine Erfahrungen in der Freiarbeit hat, sollte dies nicht alleine ausprobieren, sondern erste Schritte mit einem Trainer zusammen machen, um die Reaktionen des Pferdes besser einschätzen zu können und nicht selber in Gefahr zu geraten.
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Körpersprache
Gebräuchliche, aber auch sehr ineffektive Führme- thode, weil hier der Einfluss des Menschen auf das Pferd relativ gering ist. Die optimale Führposition des Menschen wäre in Höhe des Pferdekopfes. Foto: www.slawikcom
Auch in dieser Position ist der Einfluss des Menschen gering. Foto: www.slawik.com
In dieser Position wirkt der Mensch treibend auf das Pferd. Foto: www.slawik.com
So wirkt der Mensch bremsend, stoppt die Pferdebe- wegung. In dieser Position kann auch geführt wer- den - das Pferd folgt dann seinem Besitzer. Wer einen Hengst führt, sollte aber sicherheitshaltshalber die Führposition am Kopf bevorzugen. Foto: www.slawik.com
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