Longieren: Blick ins Heft

Körpersprache

Feine Signale: Körpersprache

Wer ein Pferd longieren möchte, muss als allererstes an sich selber arbeiten: Empathie, Konzentrationsfähigkeit und die Körpersprache des Menschen entscheiden darüber, ob das Longieren gelingt oder daraus nur ein nutzloses „Herumren- nen“ wird. Der Markt ist voll mit Angeboten rund um das Longieren: Kur- se aller Art und ein schier unerschöpfliches Angebot an Zubehör stehen zur Verfügung. Dabei ist jede Methode nur so gut wie der Mensch, der sie anwendet. Heinz Welz, Pferdetrainer und Coach für Mensch und Pferd aus dem Rheinland, sieht im Thema Körpersprache des Longenfüh- rers Parallelen zur Humanpsychologie: „Nur wenn ich mich auf den anderen einlasse, kann ich etwas aus seiner Welt wahrneh- men.“ Bevor der Mensch also sein Pferd an die Longe nimmt, sollte er einen Moment innehalten und die Verfassung seines Pferdes unter die Lupe nehmen. Ein Umstand, der natürlich auch fürs Reiten gilt. Welz verwendet hier den Begriff der Empathie: die Fähigkeit einer Person, sich in die Gedanken und Gefühle an- derer Lebewesen, hier die des Pferdes, hineinzuversetzen. „Wichtig für die Zusammenarbeit ist es, dass das Pferd dem Men- schen vertraut“, erklärt Klaus Zeeb, Verhaltensbiologe aus Baden- Württemberg. Als Beispiel beschreibt er das Anlongieren eines jungen Pferdes: Zu Beginn der Longierarbeit führt ein Helfer das Pferd auf dem Hufschlag, damit es begreift, was es tun soll. Spä- ter entfernt sich der Helfer. Im Prinzip folgt das Pferd erst dem Helfer, dann seinem Longierer. „Zu betonen ist das Wort ´Fol- gen`“, erklärt Zeeb: „Dabei meine ich das Folgen nicht nur im kör- perlichen Sinne, sondern hier geht es besonders auch um das mentale Folgen.“ Dabei seien Pferde echte Anpassungskünstler: „Bevor das Flucht- tier Pferd davonläuft, steht die Erkundungsphase, es ist neugie- rig“, beschreibt der Verhaltensbiologe. „Pferde scannen ihr Ge- genüber mit allen Sinnen. Dazu gehört auch, dass sie förmlich mit einem Blick wissen, wie es einem Menschen geht: Von der Muskelanspannung bis hin zur emotionalen Verfassung ordnen sie ihr Gegenüber ein. Pferde sind sehr gute Beobachter und sie haben die Menschen in ihrer Widersprüchlichkeit kennen und einschätzen gelernt.“ Damit das Pferd dem Menschen folgt, muss der Zweibeiner also

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