Blick ins Heft: Fit statt fett: Pferde richtig füttern

Verdauungssystem

DS 03/16 Im Dünndarm findet ausschließlich enzymatische Verdauung statt: Durch in der Bauch- speicheldrüse produzierte Verdauungsenzyme werden Eiweiße und Kohlenhydrate (in Form von Stärke und Zucker) zu Aminosäuren und Glucose umgewandelt, die in den Blutstrom aufgenommen werden. Ein Teil der Glucose steht nun als Energiequelle zur Verfügung, indem sie in Form von Glycogen in die Muskulatur und die Leber eingelagert wird. Der andere Teil der Glucose-Fette wird durch in der Leber produzierte Galle in freie Fettsäuren aufgespalten und so für die Verdauungsenzyme angreifbar. „Im Dünndarm wird nur enzymatisch verdaut“, betont die Mikrobiologin. Rohfaser wie 12 was nicht länger als 16 Millimeter und im Durchmesser nicht größer als ein bis zwei Milli- meter ist.“ Bei großem Hunger und hastigem Fressen kann es aber passieren, dass größe- re Stücke in die Speiseröhre gelangen. Das kann zu einer lebensbedrohlichen Schlund- verstopfung führen. Dies gilt auch für rasch quellfähige Futtermittel: „Unmittelbar vor dem Mageneingang befindet sich eine Erweiterung der Speiseröhre, in der der Futter- bissen etwa eine halbe Minute verbleibt. Quellen Futtermittel wie zum Beispiel unauf- geweichte Cobs durch den Speichel auf, können sie ebenfalls eine Schlundverstopfung verursachen.“ Von der magenähnlichen Erweiterung aus wird das Futter in den Magen „geschleudert“, wie Dorothe Meyer es formuliert. Im vorderen, drüsenlosen Teil des Magens (kuppelför- miger Blindsack) findet zunächst eine bakterielle Vorverdauung statt. „Gelangt hygie- nisch nicht einwandfreies, verkeimtes, gärendes Futter in diesen Bereich, kann es dort zu Gasbildung bis hin zu Magenzerreißungen kommen“, warnt die Tierärztin. „Der Magen ist auf kontinuierliche Futteraufnahme ausgelegt“, betont Dorothe Meyer. „Fresspausen, die länger als drei bis vier Stunden dauern, sind beim Pferd nicht vorgese- hen.“ Der Magen produziert daher kontinuierlich Magensäfte – und das in großer Men- ge: Fünf bis zehn Liter pro 100 Kilogramm Körpergewicht werden innerhalb von 24 Stun- den nonstop abgegeben. „Der Umfang der Magensaftsekretion hängt von der Art des Futters ab und wird auch vom vegetativen Nervensystem beeinflusst: Stress erhöht die Magensaftproduktion“, ergänzt die Expertin. Eine wichtige Rolle spielt an dieser Stelle der Speichel: „Er enthält, anders als beim Menschen, keine Verdauungsenzyme, dafür aber Bicarbonat. Dieses puffert die imMagensaft enthaltene Salzsäure ab.“ Dadurch wird eine Übersäuerung des Magens verhindert. Der Speichel lockert zudem den Nahrungs- brei auf – je mehr Speichel, umso lockerer und umso besser vorbereitet ist der Magenin- halt für die anschließende Verdauung. Nachdem im Magen ein Teilaufschluss erfolgt ist und die zerkleinerte Nahrung am Ma- genausgang durchmischt wurde, gelangt sie nach etwa ein bis fünf Stunden in den Dünndarm. Hier geht es flott voran: Der Dünndarm ist mit rund 20 bis 30 Metern sehr lang; die Zeit, in der die Nahrung ihn passiert, beträgt dennoch lediglich eineinhalb Stunden, wobei sie durch Peristaltik (wellenförmiges Zusammenziehen) des Darms mit 35 Zentimetern pro Minute vorangeschoben wird. Dies erfolgt unabhängig von der Art des Futters.

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