Blick ins Heft: Fit statt fett: Pferde richtig füttern

Heft 3/16 Vorschau

03/16 September 2016 bis Dezember 2016

8,90 EUR (D) 9,80 EUR (A) 17,80 SFR (CH) 9,90 EUR (BeNeLux) 11,60 EUR (ES, I)

Fit statt fett: Pferde richtig füttern Übersäuerungund ihreUrsachen

Checkliste: Zudünnoder zudick?

DickePferdeabspecken

DünnePferdeaufpäppeln

Endophyten: DieechteGefahr imGras

Jahrgang XII | ISSN 1860-3963

Das Magazin zur Aus- und Weiterbildung von Reiter und Pferd www.dressur-studien.de | www.fair-zum-pferd.de 3

DS 03/16

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DS 03/16

03/16 September 2016 bis Dezember 2016

8,90 EUR (D) 9,80 EUR (A) 17,80 SFR (CH) 9,90 EUR (BeNeLux) 11,60 EUR (ES

Liebe Leserinnen und Leser,

wenn Sie glauben, dass Diskussionen über eine Reitweise emotional sind, dann verfolgen Sie bitte einmal eine Diskussion über die richtige Fütterung von Pferden: Hier finden Glaubenskriege statt! Manche dieser Debatten erinnern an das Thema „vegan oder vegetarisch“, so leidenschaftlich wird hier gestritten. In dieser extremen Ausprägung haben wir das bisher noch bei keinem anderen Heftthema erlebt. Doch bei aller Unterschiedlichkeit: Natürlich gibt es Grundsätze, die Bestand haben. Beispielsweise, dass gutes Heu unverzichtbar ist. Oder dass Hafer sich seit Jahrhunderten in der Pferdefütterung bewährt hat. Ausnahmen bestätigen in diesem Fall die Regel und das bedeutet für Sie und uns, dass wir besonders gut auf unser Pferd achten und verdächtige Anzeichen registrieren müssen. Spannend ist auch die Erkenntnis, dass immer wieder empfohlen wird, die optimale Ration zu berechnen. Das hat Sinn und hört sich logisch an. Und was machen viele der von uns befragten Fit statt fe t: Pferde rich ig füttern Übersäuerungund ihreUrsachen Checkliste: Zudünnoder zudick? DickePferdeabspecken

Editorial

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Profis? Sie räumen ein, dass sie nach Augenmaß füttern. Wir anderen sind aber alle gut beraten, lieber einmal zu viel als einmal zu wenig zu rechnen. Übrigens: Wir hätten den Heftumfang locker verdoppeln können – deshalb haben wir erstmals einige Informationen auf unsere Homepage ausgelagert. Die Hinweise finden Sie jeweils bei den Artikeln. Endophyten: DieechteGefahr imGras DünnePferdeaufpäppeln

Viel Vergnügen bei der Lektüre dieses Heftes wünscht Ihnen Ihre

Claudia Sanders

Hier ist keiner dick, echt nicht ... Orgulloso und Claudia Sanders. Foto: Tom Sanders

Jahrgang XII | ISSN 1860-3963

Das Magazin zur Aus- und Weiterbildung von Reiter und Pferd www.dressur-studien.de | www.fair-zum-pferd.de 5

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Fit statt fett: Pferde richtig füttern

Editorial

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Inhaltsverzeichnis

Fit statt fett: Richtig füttern Grundlagen Physiologie: Das Verdauungssystem des Pferdes (Dr. Dorothe Meyer, Prof. Ellen Kienzle) 8 Stoffwechsel und Hormonhaushalt: Ein fein abgestimmtes System (Dr. Christina Fritz) 14 Übersäuerung und ihre Ursachen (Dr. Silke Stricker) 18 Fütterungsfehler: Erkennen und vermeiden (Dr. Silke Hieronymus, Dr. Kathrin Irgang) 22 Zu dick, zu dünn, gerade richtig: Ernährungszustand beurteilen (Dr. Julia Mack, Dr. Stephanie Schramme) 26 Leichte Arbeit, schwere Arbeit: Rationen richtig berechnen (Prof. Dirk Winter, Prof. Annette Zeyner) 31

Inhalt

24 Stunden Heu: Fast immer eine gute Idee (Dr. Silke Hieronymus, Dr. Tanja Romanazzi)

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Das dicke Pferd Übergewicht: Zu viele Pfunde machen krank (Heike Bussang, Prof. Ellen Kienzle)

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Abspecken, aber richtig (Maren Hessing, Constanze Röhm) 45 Mit Konsequenz und Geduld: Schlank werden und schlank bleiben (Maren Hessing, Constanze Röhm) 49 Fresszeiten verlängern mit Heunetzen und Co.: Möglichkeiten und Gefahren (Dr. Margit Zeitler-Feicht) 52

Das dünne Pferd Das dünne Pferd: Ab wann wird es gefährlich?e (Dr. Sarah Winkelsett, Dr. Julia Mack)h öpfung Dünne Pferde aufpäppeln: Zunehmen ist nicht alles (Judith Nossek, Nico Welp) Rund ums Futter Richtig oder Modetrend: Getreidefrei muss sein? (Dr. Heike Maroske, Prof. Manfred Coenen)

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Mythos: Der Hafer sticht (Prof. Manfred Coenen, Dr. Eberhard Senckenberg, Dirk Engelke-Wilk) 68

Raufutter: Artgerecht füttern mit Heu und Stroh (Dr. Hans-Peter Karp, Dr. Margit Zeitler-Feicht)

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Heulage: Zu Recht in der Kritik? (Dr. Susanne Weyrauch, Ingolf Bender)

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Nicht einfach, aber entscheidend: Gutes Heu erkennen (Dr. Hans-Peter Karp, Otfried Lengwenat)

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Stroh: Mehr als nur Einstreu ( Jürgen Lamp)

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Mineralfutter als Patentlösung? Manchmal ist weniger mehr (Dr. Kathrin Irgang, Dr. Christiane Fritz)

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Was Futterzusätze versprechen und halten Dr. Jürgen Bartz, Dr. Anne Mößeler

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Die Pferdeweide: Richtig anlegen, pflegen und anweiden (Ingolf Bender, Otfried Lengwenat) 96 Endophyten: Die echte Gefahr im Gras (Dr. Renate Vanselow) 100

Aus der Praxis Carmen Thiemann: Spitzensportler mit Augenmaß füttern Jessica von Bredow-Werndl: Vor und nach dem Turnier auf die Pferdewaage Dr. Nathalie Penquitt: Möhrentrester für das Wohlbefinden Bent Branderup: „Das Bessere ist oft des Guten Tod“ EberhardWeiß: „Kein Muskelaufbau ohne Kraftfutter“ Andreas Haipl: Fütterung an der Spanischen Hofreitschule

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Eckart Meyners: Oft vernachlässigt, aber wichtig: Fitter Reiter

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Allerlei Alles was Recht ist: Geteilte Gerüchte sind teure Gerüchte (Nils Michael Becker)

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Glosse: Mr. P & Me: Der lebendige Regenschutz

Impressum

Vorschau Heft 4/2016

Fotos Titelbild und Inhaltsverzeichnis: Christiane Slawik, www.slawik.com Redaktionsanschrift: Birkenweg 10, 57629 Mörsbach, Tel.: 02688/988 65 38 Die Namen in Klammern bezeichnen die Autoren oder Interviewpartner des jeweiligen Artikels. Farblich markierte Artikel kennzeichnen Titelthemen.

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Richtig füttern

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Richtig füttern

Foto: www.slawik.com

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Verdauungssystem

Physiologie: Das Verdauungssystem des Pferdes Weniger ist manchmal mehr. Das gilt besonders in der Pfer- defütterung. Viele Besitzer meinen es zu gut mit ihren Lieb- lingen. Da wird alles darangesetzt, die Mahlzeiten möglichst lecker, abwechslungsreich und reichhaltig zu gestalten. Das Verdauungssystem des Pferdes ist damit allerdings schnell überfordert. Es ist zwar in gewisser Hinsicht anspruchslos, weil es nicht viel braucht, um störungsfrei arbeiten zu kön- nen. Auf Fütterungsfehler reagiert es dafür aber umso emp- findlicher. Der langeWeg der Nahrung Einen wesentlichen Einfluss auf den Verdauungsvorgang und damit die Gesundheit des Pferdes hat bereits die erste Station, das Maul, wie die Mikrobiologin, Tierärztin und Geschäftsleite- rin der Firma iWEST Tier-Ernährung Dr. Dorothe Meyer deutlich macht: „Sobald das Pferd die Nahrung hinter die Schneidezähne gebracht hat, beginnt reflektorisch der Kauvorgang. Die Backen- zähne zermahlen das Futter, wobei die Seite, auf der gekaut wird, im Minutentakt gewechselt wird.“ Der Speichel wird dabei aus- schließlich mechanisch freigesetzt (anders als beim Menschen oder beim Hund, bei denen bereits der Anblick von Nahrung die Speichelproduktion anregt). Und das in nicht unerheblicher Menge: 50 bis 90 Milliliter pro Minute Kauzeit. So kommt es be- reits an dieser Stelle zu ganz wesentlichen Unterschieden beim Verabreichen von Heu und Kraftfutter, erklärt Dorothe Meyer: „Ein Kilogramm Kraftfutter kaut das Pferd in rund zehn Minuten, ein Kilo Heu dagegen in etwa 40 Minuten. Gehen wir von die- sen Richtwerten aus, bedeutet das die vierfache Speichelmenge beim Kauen von Heu.“ Eine Tatsache, die im weiteren Verlauf von großer Bedeutung sein wird – wie auch die Fähigkeit des Pferdes, das Futter ausreichend zu zerkleinern. „Gut gekaut ist halb ver- daut“, sagt Dorothe Meyer. Mit anderen Worten: Ein intaktes Ge- biss ist eine wesentliche Voraussetzung für eine gut funktionie- rende Verdauung. Über die Speiseröhre (Schlund) wird die Nahrung zum Magen transportiert. „Das Abschlucken erfolgt im 30-Sekunden-Takt“, fährt die Expertin fort. „Im Normalfall wird nur das abgeschluckt,

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Verdauungssystem

DS 03/16 Im Dünndarm findet ausschließlich enzymatische Verdauung statt: Durch in der Bauch- speicheldrüse produzierte Verdauungsenzyme werden Eiweiße und Kohlenhydrate (in Form von Stärke und Zucker) zu Aminosäuren und Glucose umgewandelt, die in den Blutstrom aufgenommen werden. Ein Teil der Glucose steht nun als Energiequelle zur Verfügung, indem sie in Form von Glycogen in die Muskulatur und die Leber eingelagert wird. Der andere Teil der Glucose-Fette wird durch in der Leber produzierte Galle in freie Fettsäuren aufgespalten und so für die Verdauungsenzyme angreifbar. „Im Dünndarm wird nur enzymatisch verdaut“, betont die Mikrobiologin. Rohfaser wie 12 was nicht länger als 16 Millimeter und im Durchmesser nicht größer als ein bis zwei Milli- meter ist.“ Bei großem Hunger und hastigem Fressen kann es aber passieren, dass größe- re Stücke in die Speiseröhre gelangen. Das kann zu einer lebensbedrohlichen Schlund- verstopfung führen. Dies gilt auch für rasch quellfähige Futtermittel: „Unmittelbar vor dem Mageneingang befindet sich eine Erweiterung der Speiseröhre, in der der Futter- bissen etwa eine halbe Minute verbleibt. Quellen Futtermittel wie zum Beispiel unauf- geweichte Cobs durch den Speichel auf, können sie ebenfalls eine Schlundverstopfung verursachen.“ Von der magenähnlichen Erweiterung aus wird das Futter in den Magen „geschleudert“, wie Dorothe Meyer es formuliert. Im vorderen, drüsenlosen Teil des Magens (kuppelför- miger Blindsack) findet zunächst eine bakterielle Vorverdauung statt. „Gelangt hygie- nisch nicht einwandfreies, verkeimtes, gärendes Futter in diesen Bereich, kann es dort zu Gasbildung bis hin zu Magenzerreißungen kommen“, warnt die Tierärztin. „Der Magen ist auf kontinuierliche Futteraufnahme ausgelegt“, betont Dorothe Meyer. „Fresspausen, die länger als drei bis vier Stunden dauern, sind beim Pferd nicht vorgese- hen.“ Der Magen produziert daher kontinuierlich Magensäfte – und das in großer Men- ge: Fünf bis zehn Liter pro 100 Kilogramm Körpergewicht werden innerhalb von 24 Stun- den nonstop abgegeben. „Der Umfang der Magensaftsekretion hängt von der Art des Futters ab und wird auch vom vegetativen Nervensystem beeinflusst: Stress erhöht die Magensaftproduktion“, ergänzt die Expertin. Eine wichtige Rolle spielt an dieser Stelle der Speichel: „Er enthält, anders als beim Menschen, keine Verdauungsenzyme, dafür aber Bicarbonat. Dieses puffert die imMagensaft enthaltene Salzsäure ab.“ Dadurch wird eine Übersäuerung des Magens verhindert. Der Speichel lockert zudem den Nahrungs- brei auf – je mehr Speichel, umso lockerer und umso besser vorbereitet ist der Magenin- halt für die anschließende Verdauung. Nachdem im Magen ein Teilaufschluss erfolgt ist und die zerkleinerte Nahrung am Ma- genausgang durchmischt wurde, gelangt sie nach etwa ein bis fünf Stunden in den Dünndarm. Hier geht es flott voran: Der Dünndarm ist mit rund 20 bis 30 Metern sehr lang; die Zeit, in der die Nahrung ihn passiert, beträgt dennoch lediglich eineinhalb Stunden, wobei sie durch Peristaltik (wellenförmiges Zusammenziehen) des Darms mit 35 Zentimetern pro Minute vorangeschoben wird. Dies erfolgt unabhängig von der Art des Futters.

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