Blick in "Wissensheft Atemwegserkrankungen"

Atmungssystem

Atmungssystem

Luft zum Leben: Eine Reise durch das Atmungssystem

Funktionell wird innerhalb des Atmungssystems unterschieden zwischen den luftleiten den Anteilen – sie reichen von den Nüstern bis zu den Bronchiolen – und den gasaus tauschenden Anteilen, den Alveolen. „Zum Atmungssystem gehört streng genommen auch die die Lunge umfassende Brusthöhle, die mit dem Brustfell, der Pleura, ausgeklei det ist. Diese Haut besteht aus zwei Blättern, dem Lungenfell und dem Rippenfell, die die Lungen und die Brustwand überziehen. Zwischen ihnen liegt der mit Pleuraflüssigkeit gefüllte Pleuraspalt. Er sorgt dafür, dass die Lunge beim Ein- und Ausatmen gleiten kann. Ohne diese Flüssigkeitsschicht würde sie an der Brustwand festkleben“, erklärt Veronika Klein. Die Lunge sowie die oberen und unteren Atmungsorgane bilden den Respirationstrakt des Atmungssystems. Dieser allein macht aber noch keine Atmung möglich. Erst die Atempumpe bringt Bewegung in die Lunge. Der Begriff beschreibt den Respirationstrakt zusammen mit den Ventilationsmechanismen. „Zu ihnen gehören das Atemzentrum im Gehirn, das die Atmung steuert, das periphere Nervensystem, die Atemhilfsmuskulatur – das sind das Zwerchfell, die Zwischenrippenmuskulatur und einige Bauchmuskeln – sowie der Brustkorb mit seinen Mechanismen der Erweiterung und Druckveränderung“, erläutert Veronika Klein. Ein- und Ausatmen: Nicht immer ein Selbstläufer Mit jedem Atemzug wird Luft ins Pferdeinnere geleitet. Veronika Klein beschreibt den Vorgang des Einatmens (Inspiration) genauer: „Es handelt sich um einen aktiven Vor gang, der mit der Erweiterung des Brustkorbs durch die Brustwandmuskulatur und das Zwerchfell beginnt. Durch die Erweiterung der Brusthöhle entsteht in ihr ein Unterdruck. Durch die Nüstern wird nun die Außenluft angesaugt. Sie gelangt durch die Nasengän ge, den Rachen und den Kehlkopf in die Luftröhre. Von hier aus wird sie in die Bronchien, die Bronchiolen und die Alveolen geleitet.“ In den Alveolen findet der Austausch von Sauerstoff (O₂) und Kohlendioxid (CO₂) statt: Der Sauerstoff tritt über ins Blut, wird dort gebunden und im Körper weitertransportiert. Die Veterinärin beschreibt genauer, wie es dazu kommt: „Die Lungenbläschen sind durch ein Netzwerk von sehr kleinen durch bluteten Gefäßen, den Kapillaren, auch Haargefäße genannt, umgeben. Durch den Ein strom von Luft in die Atemwege wird die Lunge belüftet. Die unterschiedliche Gaskon zentration in den Lungenbläschen und den Gefäßen führt zur Diffusion, dem Austausch von Gas zwischen Blut und Luft. Der Sauerstoff aus der Lunge wird dabei in das Blut ab gegeben und umgekehrt Kohlendioxid abgegeben.“ Nach dem Gasaustausch muss die Luft wieder aus der Lunge befördert werden. Dies ge schieht quasi von selbst, vorausgesetzt das Atmungssystem ist gesund. Veronika Klein erklärt dazu: „Im Gegensatz zur Einatmung ist die Ausatmung ein passiver Vorgang. Die beim Einatmen angespannte Muskulatur erschlafft wieder, sodass sich der Brustkorb verkleinert. Die aufgrund der mit Luft gefüllten Lunge unter Zug stehenden elastischen Fasern des Lungengewebes verkürzen sich wieder. Dadurch wird die Luft aus der Lunge herausgedrückt.“ Sie vergleicht diesen Prozess mit einem aufgeblasenen Luftballon, der in sich zusammenfällt, wenn die Luft entweicht.

Sowohl beim Menschen als auch beim Pferd wird der Atmung meist erst dann Auf merksamkeit geschenkt, wenn sie Probleme verursacht. Dabei ist Atmen lebens wichtig – und ein gesundes, funktionsfähiges Atmungssystem die Voraussetzung für Leistung. Das Atmungssystem sorgt dafür, dass dem Körper Sauerstoff zur Verfügung gestellt und Kohlendioxid ausgeatmet wird. Dr. Veronika Klein, Fachtierärztin für Pferde aus Deutsch Evern, erklärt: „Das ist notwendig für einen funktionierenden Stoffwechselablauf, für Energieproduktion und Leistungsfähigkeit. Das Atmungssystem ist also Voraussetzung für das Leben. Darüber hinaus ist es Teil der Thermoregulation und verantwortlich für das Riechen.“ Das Atmungssystem und seine Bestandteile Das Atmungssystem erstreckt sich von den Nüstern bis zu den Alveolen, den Lungen bläschen, in denen der Gasaustausch stattfindet. Zu ihm gehören die oberen und die unteren Atemwege. Die Atemwege dienen als Verbindung zwischen der Außenwelt und den Alveolen. Sie sind mit Zellen ausgestattet, die Schleim produzieren und Zilien tragen – feine Härchen, die auch als Flimmerhärchen bekannt sind. Die oberen Atemwege umfassen die Nüstern, die Nasengänge, die durch eine Scheide wand getrennte Nasenhöhle mit ihren Ausbuchtungen – den Nasennebenhöhlen – so wie die Luftsäcke, den Rachen und den Kehlkopf. Veronika Klein nennt eine Besonder heit beim Pferd: „Pferde können ausschließlich durch die Nüstern atmen. Anders als der Mensch oder der Hund, die sowohl durch die Nase als auch den Mund beziehungs weise das Maul atmen können, ist dem Pferd anatomisch bedingt eine ‚Maulatmung‘ nicht möglich.“ Die Aufgabe des oberen Atmungssystems ist, die Luft zu reinigen, zu er wärmen und zu befeuchten. Zu den unteren Atemwegen zählen die Luftröhre, die Bronchien, die Bronchiolen, die Al veolen und das Interstitium. „Die Luftröhre wird im oberen Bereich durch Knorpelspan gen stabilisiert, die an der Unterseite des Halses zu erfühlen sind. Weiter unten verzweigt sie sich in zwei in den Lungenflügeln liegende Hauptbronchien“, so Veronika Klein. Die Bronchien befördern die Luft in die Lungenflügel. Die Hauptbronchien verzweigen sich in Bronchien und dann in Bronchiolen. So kommt eine starke Verästelung zustande, ähn lich einem auf dem Kopf stehenden Baum (s. Abb. 4, S. 27), wobei die luftleitenden An teile zu den Enden hin immer kleiner werden. Auf die Bronchiolen folgen die noch klei neren Lungenbläschen, die Alveolen, in denen schließlich der Gasaustausch stattfindet. In Bronchiolen und Alveolen befinden sich keine Knorpelanteile mehr. Das Interstitium spielt eine wichtige Rolle für die Atemmechanik. Dieses Bindegewebe ist für die grundle genden Gewebeeigenschaften der Lunge verantwortlich und bildet ihr Stützgerüst.

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