Blick in "Wissensheft Atemwegserkrankungen"

Atmungssystem

Atmungssystem

Anders sieht es allerdings aus, wenn das Pferd an Equinem Asthma leidet.„In diesem Fall sind die Schleimhäute geschwollen, es befindet sich vermehrt Schleim in den Atemwe gen und die Muskulatur um die Bronchien herum ist durch das Husten sehr stark. Da durch sind die Atemwege verengt; die Öffnung, durch die die Luft entweichen kann, ist somit sehr klein. Die Eigenelastizität der Lunge reicht nun nicht mehr aus, um die Luft hinauszubefördern. Sie wird deshalb mit der Bauchpresse, also durch Anspannen der Bauchmuskulatur, aktiv aus der Lunge herausgepresst“, so die Fachtierärztin. Bei symp tomatischen chronischen Asthmatikern führt die bei jedem Atemzug angespannte Bauchmuskulatur zur sogenannten Dampfrinne, einer sichtbaren Vertiefung entlang des Rippenbogens. „Häufig sind diese Pferde aufgrund der großen Anstrengung, die sie 24 Stunden lang leisten müssen, auch abgemagert“, fügt Veronika Klein hinzu. Bestens reguliert Die beiden Kreislaufsysteme, der Lungenkreislauf und der Körperkreislauf, arbeiten eng zusammen. Im Lungenkreislauf wird das Blut mit Sauerstoff angereichert und Kohlendi oxid (CO₂) zur Lunge transportiert. Im Körperkreislauf versorgt das Blut die Körperzellen mit Sauerstoff und nimmt das CO₂ auf. Das Atmungssystem wird über ein körpereigenes Messsystem, das Atem- und Kreislauf zentrum im Gehirn, gesteuert, wie Veronika Klein erklärt: „Es misst ständig den Gehalt von Gasen im Blut. Ist der Sauerstoffgehalt im Blut zu niedrig, springt ein Alarmsystem im Kopf an und das periphere Nervensystem gibt der Atemmuskulatur den Befehl einzu atmen. Wenn also im Training die Muskulatur nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff ver sorgt ist, um Leistung zu erbringen, wird dank dieses Regulationssystems der Körper zu einem schnelleren Herzschlag und schnellerer Atmung veranlasst. Ebenso funktioniert das System, wenn nach dem Training vermehrt CO₂ abgeatmet werden muss.“ Es gibt allerdings auch Fälle, in denen der Sauerstoffgehalt im Blut nicht ausreichend reguliert werden kann. Veronika Klein erklärt die Gründe: „Das bedeutet nicht, dass das Messsys tem versagt hat, sondern dass die Lunge nicht funktioniert. Das ist bei Equinem Asth ma der Fall. Das Pferd hat dann eine erhöhte Atemfrequenz, das Atemzugvolumen deckt aber nicht den Sauerstoffbedarf der Muskulatur. Deshalb ermüdet das Pferd schneller.“ Die Atemwege – Atmungsorgane mit vielen Talenten Die Atemwege sind in der Lage, ihre Schleimhaut sowie die eingeatmete Luft zu be feuchten – ein wichtiger Vorgang, denn: „Sind die Atemwege zu trocken und die Luft feuchte in der Lunge nimmt ab, verringert sich die Schutzbarriere der Zellen und der Lunge. Dadurch öffnet sich die Tür für Bakterien, Viren und andere Krankheitserreger“, sagt Veronika Klein. Das sei auch der Grund dafür, dass Wintersportler anfälliger für Atemwegserkrankungen seien: „Sie haben durch die Belastung eine höhere Atemfre quenz. Durch die schnellere Atmung trocknet die Lunge aus. Noch dazu atmen sie kalte, trockene Luft ein. Die Folge sind leichte Entzündungen in der Lunge. Von Pferden mit Equinem Asthma sollten deshalb bei Temperaturen deutlich unterhalb des Gefrier punkts keine hohen Leistungen verlangt werden. Auch bei gesunden Pferden wür de ich nicht empfehlen, bei solchen Bedingungen Höchstleistungen zu fordern.“

Die Grafik zeigt, wie groß die Pferdelunge im Verhältnis zum Pferdekörper ist. Grafik: istock.com/decade3d

Doch nicht in jedem Fall führen diese leichten Entzündungen zu Infektionen oder chro nischen Veränderungen.„In einem gesunden Organismus erhöhen sie nur kurzfristig die Anfälligkeit für Infekte und die Entzündung wird wieder beseitigt. Die Gefahr eines In fekts steigt jedoch, wenn weitere Risikofaktoren hinzukommen wie Übergewicht, man gelnde Bewegung, Überforderung, unangepasste Ernährung oder haltungsbedingter Stress“, so die Tierärztin. Bei weniger tiefen Temperaturen sorgt die gute Durchblutung der Schleimhaut in den oberen Atemwegen dafür, dass die eingeatmete Luft ausreichend erwärmt wird, bevor sie in die Lunge eintritt. Dies verhindert nicht nur ein Austrocknen der Lunge. „Beim Ein atmen kalter Luft ziehen sich zudem die Bronchien zusammen, sodass der Organismus weniger Sauerstoff bekommt“, erklärt Veronika Klein. Die Schleimhaut der Atemwege reinigt außerdem die eingeatmete Luft. „Ihre Schleim schicht fängt Fremdstoffe wie Pollen oder Staub ab. Der Schleim wird über die Nasen härchen wieder zum Nasenausgang befördert“, erläutert Veronika Klein. Auch in den un

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