Blick 1/24: Wie Lektionen wirken: Vor- und Nachteile

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01/24 | Ausgabe 73 März 2024 bis Juni 2024 9,90 EUR (D)

Campus

Wie Lektionen wirken: Vor- und Nachteile

DAS AUGE SCHULEN

SERIE

MIT WISSEN UND FREUDE AUSBILDEN!

Jahrgang XX | ISSN 1860-3963 | ISBN 9783-910812-024 dressur-studien.de | fair-zum-pferd.de

Auf zu den Lektionen, Orgulloso. Foto: cls.

Liebe Leserinnen und Leser, eine Hiobsbotschaft aus der Pferdewelt jagt die nächste. Angefangen mit And reas Helgstrand und seinen brutalen Ausbildungsmethoden, gefolgt vom ame rikanischen Dressurreiter Cesar Parra, der „Hand in Hand“ mit einem deutschen „Dressurausbilder“-Paar die Pferde verprügelte. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, wenn Sie diese Medienberichte verfolgt haben. Ich für meinen Teil neh me mir dann immer vor, im nächsten Leben bestenfalls Goldfische zu züchten – aber auch da kann man vermutlich viel falsch machen. Mehr zu den Skandalen im Pferdesport lesen Sie auf Seite 126. In diesem Heft haben wir für Sie eine ganze Reihe von Lektionen unter die Lupe genommen und beschrieben, wie sie wo genau auf das Pferd wirken – so wis sen Sie auf einen Blick (oder genauer: mit einem Heft), welche Übung Sie wofür einsetzen können. Viel Spaß beim Nachreiten!

Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht Ihnen Ihre Claudia Sanders

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Wie Lektionen wirken: Vor- und Nachteile

Editorial (Claudia Sanders)

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Alarmzeichen: Wann genug genug ist (Claudia Sanders) 8 Limitierender Faktor: Auf den Boden kommt es an (Daniela Weber) 12 Trainingsmethoden: So wird das Pferd fit (Sabine Angemeer, Michael Geitner) 15

Grundgangarten: Die Basis für alles (Karin Kattwinkel, Ralf Döringshoff)

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Longieren: Gut gemeint und oft falsch gemacht (Michaela Wieland, Helle Kleven) Vielseitig und motivierend: Im Gelände unterwegs (Martin Grell, Astrid Kneip) Cavalettiarbeit: Muskelaufbau pur (Johannes Beck-Broichsitter, Beatrix Schulte Wien) Hoch hinaus: Das Springen (Johannes Beck-Broichsitter, Beatrix Schulte Wien) Weil es ohne nicht geht: Die Biegung (Tanja Richter, Sabine Ellinger) Verstärkungen: Qualität vor Quantität (Mag. Sophie Salomon, Andrea Lipp) Allroundtalent fürs Pferd: Die Seitengänge (Anja Beran, Marius Schneider) Rückwärts das Körpergefühl stärken (Pia Neumayer, Laura Nettelbeck)

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Die Piaffe: Das Pferd gymnastizieren und stolz machen (Richard Hinrichs, Michaela Wieland) 88 Passage: Die Gangart der Könige (Dr. Diana Krischke, Chris Debski) 93 Pirouetten: Ein großer Meilenstein in der Ausbildung (Dr. Diana Krischke, Chris Debski) 99 Der Schulhalt: Eine fast vergessene Lektion (Pia Neumayer, Laura Nettelbeck) 104

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Neues aus der Wissenschaft: Wie die Wissenschaft Reitlektionen unter die Lupe nimmt (Dr. Diana Krischke)

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Serie: Das Auge schulen (Karin Link und Jan Nivelle)

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Lieblingsbücher: Gesund gymnastizieren mit Zirkuslektionen (Cora von Hindte-Mieske)

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Fair zum Pferd-Campus-Programm

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Standpunkt: Ist das Kunst oder kann das weg?

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Glosse Mr.P. & Me: Der Farbwechsler!

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Impressum

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Vorschau Heft 2/2024

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Foto Titelbild und Inhaltsverzeichnis: www.slawik.com Redaktionsanschrift: Birkenweg 10, 57629 Mörsbach, Tel.: 02688/988 65 38 Die Namen in Klammern bezeichnen die Autoren oder Interviewpartner des jeweiligen Artikels.

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„Anmut ist eine bewegliche Schönheit.“ Friedrich von Schiller, deutscher Lyriker (1759–1805)

Foto: www.slawik.com

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Überforderung Alarmzeichen: Wann genug genug ist

Bei aller Freude am Training und am Reiten von Lektionen: Irgendwann ist der Zeit punkt gekommen, wenn es genug ist. Das Pferd signalisiert das meist schon lange, bevor es der Reiter merkt. Dabei sind die Anzeichen oft eindeutig. Wohlgelaunt betreten Sie die Weide, doch der Vierbeiner sucht direkt das Weite? Viel leicht haben Sie am Tag zuvor einfach zu viel gemacht. Natürlich kann das Weglaufen auch andere Gründe haben, doch sich zu reflektieren schadet ja bekanntlich nie. Auch ein Granteln beim Putzen und Satteln sollte nicht einfach hingenommen, sondern hinterfragt werden. Die Verhaltensforscherin und Biologin Marlitt Wendt hat dazu in ei nem ihrer Bücher aus einer erschreckenden Studie zitiert: Demnach zeigen 95 Prozent aller Pferde beim Putzen Unwohlsein und Meideverhalten. Was auch bedeutet: Nur fünf Prozent der Pferde genießen das tägliche Bürsten und Striegeln. Je nach Pferdecharakter – eher ruhig oder eher temperamentvoll – fallen auch die Re aktionen auf eine Überanstrengung unterschiedlich aus. Und das unabhängig davon, ob die Überforderung unter dem Sattel oder bei der Arbeit am Boden auftritt. Der gelasse ne Vertreter tritt vielleicht eher auf die Bremse und verhält sich. Das heißblütige Modell versucht der Überanstrengung durch die Flucht nach vorn zu entgehen – bis zum Durch gehen. Wer das als reine Gehfreude interpretiert, liegt dann leider komplett falsch. Legt sich Ihr Pferd während der Arbeit auf den Zügel, kann das ebenso ein Anzeichen für Überforderung sein wie das regelrechte „Zügel-aus-der-Hand-Reißen“ mit dem Wunsch, den Hals ganz lang zu machen und in Richtung Boden zu strecken. Schnaubt das Pferd ununterbrochen ab, kann auch das ein Hinweis auf Stress und Über forderung sein. Heftiges Atmen und Schnaufen können, wenn sie andauernd gezeigt werden, ebenfalls Anzeichen sein. Hier hilft der Einsatz eines Pulsmessers, um zu kontrol lieren, ob das Pferd ungewollt nur im anaeroben Bereich arbeitet (s. Artikel S. 15). Zeigt das Pferd während des Reitens ein übermäßiges Einspeicheln, reißt das Maul auf oder knirscht gar mit den Zähnen, sind auch diese Symptome als Abwehrverhalten zu deuten. Die Lösung lautet hier freilich nicht, den Sperrriemen oder das Reithalfter noch enger zu schnallen: Das „hilft“ nur dabei, die Symptome zu kaschieren. Die Ursache, die möglicherweise zu harten Reiterhände, wird damit ja nicht abgestellt.

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Überforderung

Ein Pferd, das bei der Arbeit gähnt, ist meistens schlicht überfordert. Mimik und Blick des unten abgebildeten Pferdes sagen schon alles: Einmal Pause bitte – und ein feinerer Reiter wäre auch gut. Fotos: www.slawik.com

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Überforderung

Diese Anzeichen der Überforderung sind immerhin einfach zuerkennen: Verweigern und Durchgehen. Fotos: www.slawik.com

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Überforderung Schwitzt das Pferd während der Arbeit vornehmlich im Halsbereich, kann auch das – Sie ahnen es – ein deutliches Zeichen für Stress und Überforderung sein. Pinselt der Schweif dazu ständig, signalisiert das Pferd hiermit ebenfalls Stress.

Ein weiterer Hinweis auf Übermüdung ist es, wenn das Pferd bei der Arbeit stolpert – und gesundheitliche Gründe dafür ausgeschlossen werden können.

Sollte Ihr Pferd sogar während der Arbeit gähnen, dann ist das ein eindeutiges Alarmsig nal dafür, dass Sie einen Gang zurückschalten und dem Pferd eine Pause gönnen sollten.

Das Äppeln während des Reitens wird als Zeichen des Lösens interpretiert. Doch auch hier gilt: Auf die Häufigkeit kommt es an. Ein-, zweimaliges Misten ist vielleicht nichts Ungewöhnliches, sollte das Pferd aber in einer Reitstunde gleich vier- oder fünfmal äp peln, dann kann das ein Stresssignal sein. Ganz sicher ist es das, wenn der Kot dabei auch noch zunehmend breiiger wird und in einem Durchfall gipfelt. Wenn der Vierbeiner bei der Arbeit oft nach den Herdenkollegen wiehert, ist zumindest eines gewiss: Er fühlt sich in der Situation alleingelassen und nicht sicher genug mit sei nem Reiter. Auch hier ist dann erst einmal Grundlagen- und Vertrauensarbeit gefragt, da mit es eben nicht zu einer dauerhaften Überforderung kommt. Wiederholtes Buckeln und Steigen ist immer ein deutliches Abwehrverhalten, das zu dem auch den Menschen in Gefahr bringt. Hier ist die Ursachensuche unverzichtbar, denn kein Pferd buckelt am Stück oder steigt ohne Grund. Wer Ihnen empfiehlt, darü ber hinwegzureiten, „da muss er mal durch“, den sollten Sie freundlich anlächeln. Ihrem Pferd eine Pause gönnen und diesem Trainer eine lange Auszeit. Zum guten Schluss ist nur eines ganz sicher: Jedes dieser Symptome kann ein Anzeichen von Stress und Überforderung sein – muss es aber nicht. Schließlich muss jeder Pferde besitzer und Reiter selbst sein Pferd ganz genau und individuell beobachten. Doch im Zweifelsfall gilt auch hier: Weniger ist mehr. (cls) Wenn die Basis und das Vertrauen stimmen, nehmen bei manchen vermeintlich schreck haften Pferden die„Gespensterecken“ rapide ab.

Lesetipps: Marlitt Wendt:„Was fühlt das Reitpferd?“, Kosmos, 2018 Ulrike Thiel:„Geritten werden: So erlebt es das Pferd“, Kosmos, 2011

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Boden Limitierender Faktor: Auf den Boden kommt es an

Bevor es an die Lektionen geht, lohnt sich ein Blick nach unten, genauer: auf die Untergründe, auf denen trainiert wird. Der Boden ist entscheidend dafür, wie schnell das Pferd ermüdet, und zwar unabhängig davon, an welcher Lektion gera de gearbeitet wird. Je nach Bodenbeschaffenheit kann ein Waldspaziergang eine Freude oder einfach nur anstrengend sein. Pferden ergeht es da nicht anders, weiß Daniela Weber. Die Pferdeos teopathin und Trainerin Leistungssport lebt und arbeitet im Westerwald. Harter Boden „Schrittgehen auf hartem Boden ist die Standardempfehlung von Tierärzten bei etwa Sehnenverletzungen“, sagt Daniela Weber. Jeder, der schon einmal einen Sehnenpatien ten betreut hat, kennt das: In der ersten Zeit wird das Pferd ganz kurze Strecken, am bes ten auf Asphaltboden, geführt und das Pensum dann minutenweise gesteigert.„Ein solch harter Boden hat den Vorteil, dass er nicht federt, Sehnen und Muskulatur also kaum belastet werden“, beschreibt die Therapeutin. „Im Umkehrschluss heißt das aber auch: Da der Boden nicht federt, die Energie also nicht absorbiert wird, wirken sich die Kräfte direkt auf die Gelenke des Pferdes aus.“ Um Sehnen zu kräftigen, aber auch, um eine ver besserte Knochendichte beim Pferd zu erreichen, ist harter Boden ideal: „Allerdings nur für die Schrittarbeit, Trabarbeit verbietet sich auf harten Böden“, so Daniela Weber, denn „insgesamt ist die Belastung für Knochen, Knorpel und Gelenke dafür zu hoch.“ Tiefer Boden Egal, ob matschiger Waldboden oder der gerade frisch ausgebrachte Sand auf dem Aus lauf, der sich bisher nicht gesetzt hat: Bei tiefen Böden ist Muskelkraft gefragt. „Hier wer den besonders die Muskeln, Sehnen und Bänder beansprucht. Entsprechend hoch ist die Verletzungsgefahr, wenn das nicht beim Training berücksichtigt wird“, beschreibt Daniela Weber. Gerade bei solchen Bodenverhältnissen ist es wichtig, darauf zu achten, ob das Pferd Ermüdungsanzeichen zeigt und entsprechend Rücksicht zu nehmen. (s. Artikel S. 8) Unebener Boden Er ist besonders auf ungepflegten Weiden anzutreffen. Das muss kein Problem sein, fin det die Therapeutin: „Wenn die Pferde daran gewöhnt sind und keine gesundheitlichen Einschränkungen vorliegen, kommen die meisten Pferde damit sehr gut klar.“ Als Trai ningsboden ist das allerdings weniger zu empfehlen und natürlich darf es auf der Weide auch keine Löcher geben – diese bergen eine viel zu hohe Verletzungsgefahr. Unebener Boden, wie er im Gelände anzutreffen ist, hat sogar noch einen besonderen Trainingsef fekt für das Pferd:„Es ist ein hervorragendes Training für die Propriozeptoren.“

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