Blick: Wissensheft: Magen-Darm!

Weg der Nahrung

dersherum könnten Bakterien aus dem Blinddarm des Pferdes in den Dünndarm gelan gen und dort schwere Aufgasungen verursachen. Öffnet die Ileozäkalklappe nicht mehr, kann das zu schwerwiegenden Verstopfungen führen. Ein zeitgemäßes und bewusstes Endoparasitenmanagement ist daher unumgänglich – auch für eine gesunde Verdau ung (s. Artikel S. 102). Das dicke Ende kommt zum Schluss: Fermentation im Dickdarm Im Dünndarm können übrigens nur die sogenannten löslichen Kohlenhydrate verdaut werden. Für Strukturkohlenhydrate, also die Gerüstsubstanzen der Pflanzen (beispiels weise Zellulose), ist der Dickdarm mitsamt seiner Bakterienkolonie verantwortlich. Der Dickdarm muss sich aber auch mit allem auseinandersetzen, was für den Dünndarm un verdaulich ist und womit er überfordert ist – neben den Strukturkohlenhydraten können das auch erhöhte Stärkeanflutungen infolge von zu großen Kraftfuttermengen sein. Der Dickdarm besteht aus den Abschnitten Blinddarm (Zäkum), dem großen Grimm darm (großes Kolon), dem kleinen Grimmdarm (kleines Kolon) und dem Mastdarm (Rek tum). Der Dickdarm ist mit rund zehn Metern zwar nicht der längste Verdauungsab schnitt, dafür mit bis zu 130 Litern Fassungsvermögen aber der mächtigste und der Ab schnitt, in dem die Nahrung am längsten verweilt. Zwischen 15 und 20 Stunden bleibt die Nahrung im Blinddarm und 18 bis 24 Stunden im Grimmdarm. Hier findet nun die mikrobielle Verdauung in den großen Gärkammern Blinddarm und Colon ascendens statt. Aus Strukturkohlenhydraten werden mithilfe von Bakterien unter anderem flüch tige Fettsäuren und größere Mengen wasserlöslicher Vitamine, die dem Pferd als Nähr stoffe zur Verfügung gestellt werden. Die flüchtigen Fettsäuren dienen zudem der Ener gieversorgung der Darmschleimhaut. Je weiter der Nahrungsbrei im Verdauungssystem voranschreitet, desto mehr Flüssigkeit wird ihm entzogen und zumTeil wieder in den Or ganismus resorbiert. Dieser Verdauungsabschnitt ist sehr wichtig, leider aber auch stör anfällig: Kommen plötzlich und zu große Mengen von Nährstoffen, die eigentlich enzy matisch verdaut werden müssten, im Dickdarm an, kann das zu einer Entgleisung der Darmflora und zu massenhaftem Bakteriensterben führen. Die Giftstoffe, die dabei frei gesetzt werden, können zu schweren Folgeerkrankungen führen. Beinhaltet die Ration zu viel ligninreiche Futtermittel (wie beispielsweise Stroh), kann das zu Verstopfungs- koliken führen. Dünndarm und Dickdarm werden auch als Mitteldarm bezeichnet, an den sich dann der Enddarm anschließt. Nach einer Gesamtpassagezeit von bis zu 50 Stunden, also mehr als zwei Tage und Nächte, purzeln die unverdauten Nahrungsbestandteile aus demAnus he raus. Die nicht resorbierten flüssigen Bestandteile werden mit dem Urin ausgeschieden.

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