Huf-Heft: Blick
Wunderwerk der Natur: Anatomie und Biomechanik des Hufs
Ohne Huf kein Pferd – dieseWeisheit kennt jeder Reiter. Nicht immer wird sie jedoch beherzigt. Mangelnde Pflege oder un- günstige Haltungsbedingungen, schlechte (oder gar keine) Hufbearbeitung oder ein unpassender Beschlag: Es gibt viele Wege, dem Huf zu schaden. Warum das für das Pferd fatale Folgen hat, zeigt ein Blick auf die Anatomie und Funktions- weise dieses komplexen Gebildes. „Der Huf ist die biomechanische Schnittstelle zwischen dem Pferd und der Umwelt und spielt eine wichtige Rolle für die Fortbewe- gung und Leistung eines Pferdes“, sagt Dr. Jenny Hagen, Veteri- närmedizinerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universi- tät Leipzig und erklärt weiter: „Einerseits ist der Huf sehr anpas- sungsfähig gegenüber einwirkenden Kräften, andererseits aber auch anfällig für Erkrankungen und Verletzungen.“ Der Aufbau des Hufs Anatomisch definiert wird der Huf als stark verhornte, modifi- zierte äußere Haut, die die Gliedmaßenspitze mit den Strukturen des Stütz- und Bewegungsapparats – Knochen, Gelenke, Sehnen, Bänder, Schleimbeutel, Gefäße und Nerven – umhüllt. Der sicht- bare Bereich des Hufs ist ein Teil der Hufkapsel. „Sie schützt die in- neren sensiblen, lebenden Gewebe und ermöglicht die optimale Kraftübertragung von der Gliedmaße auf den Boden“, erklärt Jen- ny Hagen. Die Hufkapsel besteht aus abgestorbenen, verhornten Zellen der Oberhaut. Die sogenannte Glasurschicht ist eine dün- ne, besonders harte Schutzschicht, die den Huf außen überzieht und von den Zellen des Saumbandes produziert wird. Dieses be- findet sich am Übergang zur behaarten Haut, unterhalb des Kron- randes. Die innere Hornschicht der Hufkapsel ist im Wandbereich als Hornblättchen (s. Zeichnung S. 11), in allen anderen Bereichen als Hornröhrchen organisiert. „Elastizität, Härte und Dicke des Horns sowie die Ausrichtung der Hornzellen unterscheiden sich in den verschiedenen Abschnitten der Hufkapsel. Dies ermöglicht deren elastische Verformung bei Be- und Entlastung, dem soge- nannten Hufmechanismus“, erklärt die Veterinärin. Hornsohle und -wand der Hufkapsel sind durch die weiße Linie miteinander verbunden, die an der Sohlenfläche sichtbar ist. Sie bildet zusammen mit der Wand und dem äußeren Anteil der Soh- le den Tragrand, also den äußeren Rand der Hufplatte, der imWe-
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DS 04/17
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