Boden: Blick ins Heft
Unser >Heft 2/2020
02/20 Juni 2020 bis September 2020
8,90 EUR (D) 9,80 EUR (A) 17,80 SFR (CH) 9,90 EUR (BeNeLux) 11,60 EUR (ES, I)
AmBoden: Verstehe DeinPferd! Fein, feiner, amfeinsten: DieMimikder Pferde
In12Schrittendie Pferdesprache lernen DiealtenMeister und dieArbeit amBoden PraktischeTipps von: StefanSchneider Peter Kreinberg BeaBorelle ArienAguilar
Jahrgang XVI | ISSN 1860-3963
Das Magazin zur Aus- und Weiterbildung von Reiter und Pferd www.dressur-studien.de | www.fair-zum-pferd.de
Die Intelligenz des Körpers Erfände man eine Maschine, annähernd so perfekt wie der Körper des Pferdes, wäre dies eine wissenschaftliche Sensation. Der Pferde- körper ist ein genial konstruiertes System. Er tanzt trotz Hunderten Kilogramm Eigen- gewichts schwerelos durch die Bahn, überwindet mühelos Hindernisse und erreicht ration im Gang, Zellen werden repariert und erneuert.Was viele nicht wissen: All diese überlebenswichtigen Prozesse haben einen gemeinsamen Nenner – das Körpermilieu. Pferde richtig unterstützen & Probleme dauerhaft lösen DIE BEDEUTUNG DES KÖRPERMILIEUS FÜR DIE GESUNDHEIT DES PFERDES
Geschwindigkeiten von bis zu 60 km/h. Grund genug, bei körperlichen Problemen auf seine ureigene Kraft zu vertrauen. Die Helden im Hintergrund Was wir nicht sehen, sind die heimlichen Akteure im Hintergrund. Die wahren Helden im Inneren des Körpers, die diese erstaunlichen Leistungen möglich machen. Eine hyper- aktive Arbeitsgemeinschaft aus Organen, die sich gegenseitig zuarbeiten und stets bemüht sind, kleinere Schwächen des anderen aufzufangen. Tagtäglich leiten sie unzähli- ge hochkomplexe Prozesse an. Nährstoffe müssen verteilt, Viren, Bakterien und Pilze abgewehrt werden. Permanent ist Regene-
Das innere Körpermilieu gleicht dem Arbeits- klima einer Firma. Herrscht ein gutes Klima, fühlen sich die Mitarbeiter wohl und die Arbeit fällt ihnen leicht. Auch die „Mitarbeiter“ des Kör- pers sind abhängig von einer guten Grundstim- mung – einem gesunden Körpermilieu. Dieses entscheidet, wie gut jedes Organ, jeder Prozess bis hin zur kleinsten Zelle arbeiten kann und wie harmonisch das Zusammenspiel der einzelnen „Abteilungen“ ist. Das Körpermilieu entscheidet über Gesundheit oder Krankheit, einen starken oder einen schwachen Körper.Wenn wir dies ver- stehen und das Vertrauen in den Körper wieder finden, tun sich neue Möglichkeiten für unsere Pferde auf. Denn dann können wir ihren Körper sinnvoll unterstützen und körperliche Probleme dauerhaft lösen.
Die Kraftquelle als Multitalent.
Die Milieufütterung ® Das intelligente Fütterungskonzept für dauerhafte Gesundheit und Lebensfreude.
Immunsystem Arbeitsfreude Regeneration
Potenzialentfaltung Leistungsbreitschaft Körpermilieu
Liebe Leserinnen und Leser, dieses Heft ist gleich aus mehreren Gründen ein ganz beson- deres. Erstmals seit über elf Jahren werden die Dressur-Stu- dien nicht mehr am Kiosk zu haben sein, denn wir haben un- seren Blick auf die erhebliche Papierverschwendung, die mit diesem Vertriebsweg zwangsläufig einhergeht, geändert. In einer Welt, die vor dramatischen Umwälzungen steht, möch- ten wir uns das nicht mehr leisten. Mehr dazu erfahren Sie ab Seite 6. Und wir haben uns bewusst dazu entschieden, mit dieser Ausgabe noch einmal einen grundlegenden Blick auf die Kommunikation zwischen Pferd und Mensch zu werfen. Wäh- rend es früher üblich war, mit Tieren aufzuwachsen und so den Umgang mit ihnen quasi nebenbei zu erlernen, ist das heute zur Ausnahme geworden. Das hat aber auch den Raum für fragwürdige Theorien er- öffnet. Denken Sie nur an das „Dominanzkonzept“: Der Ge- danke, der Mensch müsse immer der Chef sein, hat sich zum Glück längst überholt. Daneben boomt weiterhin der Markt von„Pferdeflüsterern“ und„Problempferde-Experten“, die von der Unsicherheit vieler Menschen im Umgang mit dem Pferd leben. Dabei wäre alles so viel einfacher, wenn der Mensch endlich begreifen würde, dass er die Sprache der Pferde lernen muss. Es ist unsere Pflicht, die Pferde richtig zu deuten. Und es ist nicht die Aufgabe des Pferdes, uns zu verstehen. Wenn es uns nicht ver- steht, stellen wir schlicht die falschen Fragen.
Editorial
In diesem Sinne: Viel Vergnügen bei der Lektüre dieses Heftes wünscht Ihnen Ihre
Claudia Sanders
Orgulloso und Claudia Sanders. Foto: Tom Sanders
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Am Boden: Verstehe Dein Pferd!
Editorial (Claudia Sanders)
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In eigener Sache: Umweltschutz statt Kioskverkauf (Claudia Sanders)
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Dressur-Studien live und Dressur-Studien Talk
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(Nils Michael Becker)
Man kann nicht nicht kommunizieren (Stefan Valentin)
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Fein, feiner, am feinsten: Die Mimik der Pferde (Marlitt Wendt)
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Inhalt
Erkenne Dein Pferd: Persönlichkeiten bestimmen (Jenny Wild, Peer Claßen)
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Wenn alles eine Bedeutung hat: Von Augenfalten bis zum Leerkauen (Margrete Lie, Prof. Ruth Newberry)
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Wie sich Wildpferde in der Herde verhalten (Marc Lubetzki)
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Zwischen Vertrauen und Dominanz: Die Mensch-Pferd- Beziehung (Linda Weritz, Dr. Elke Hartmann)
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Sprachkurs Pferd: In 12 Schritten die Pferdesprache lernen (SharonWilsie) 52
Die Körpersprache des Menschen: Signale bewusster einsetzen (Anja Görtzen, Arien Aguilar)
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Eckart Meyners: Ohne Fitness geht es nicht!
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Die alten Meister und die Arbeit am Boden (Cora von Hindte-Mieske)
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Die richtige Ausrüstung für die Bodenarbeit (Claudia Münch, Sandra Fencl)
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Praktische Tipps und Übungsreihen
Stefan Schneider: Die Brust des Ausbilders zu sehen bedeutet stehen
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Christoph Ackermann: „Körperliche und mentale Balance“ Peter Kreinberg: „Das Pferd braucht eine klare Linie“
Bea Borelle: „Am Pferd zählt Effizienz“ 97 Dörte Bialluch Vaz Pinto: Die feine Verbindung zwischen Mensch und Pferd 103 Nick Mott: Feintuning und Vertrauen am Boden 110
Allerlei
Serie: Das Auge schulen (Karin Link, Jan Nivelle)
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Fair zum Pferd-Campus
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Lehren aus der Corona-Krise (Nils Michael Becker)
Glosse Mr.P. & Me: Wer beobachtet wen?
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Impressum
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Vorschau Heft 3/2020
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Foto Titelbild und Inhaltsverzeichnis: www.slawik.com Redaktionsanschrift: Birkenweg 10, 57629 Mörsbach, Tel.: 02688/988 65 38 Die Namen in Klammern bezeichnen die Autoren oder Interviewpartner des jeweiligen Artikels. Farblich markierte Artikel kennzeichnen Titelthemen.
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In eigener Sache
In eigener Sache: Umweltschutz statt Kioskverkauf
Liebe Leserinnen und Leser,
die Corona-Krise hat einiges verändert und bei vielen zum Umdenken geführt. Als Chef- redakteurin und Herausgeberin der Dressur-Studien hadere ich schon seit einiger Zeit damit, dass so manches unseres Tuns nicht umweltfreundlich ist. Insofern begreife ich die Krise jetzt als Chance: Es ist Zeit, mit alten Gewohnheiten zu brechen! Doch von vorn: Seit dem Jahr 2009 können Sie unser Heft im Supermarkt, am Kiosk und im Bahnhofsbuchhandel kaufen. Das ist praktisch für Nicht-Abonnenten, weil sie ohne Portokosten ihr Heft kaufen können. Diese nachvollziehbare Bequemlichkeit hat aber ei- nen hohen Preis. Wir liefern etwa 10.000 Hefte an den sogenannten Grosso-Vertrieb. Da- von werden in der Regel nur 25 bis 35% verkauft, der Rest wandert in den Müll. 6.500 bis 7.500 Hefte werden also pro Ausgabe vernichtet, unzählige Bäume nutzlos gefällt – nur deshalb, weil anders die notwendigen Bestückungsmengen für den Handel nicht er- reicht werden können. Diese Quote gilt übrigens für praktisch alle Pferdemagazine oder „Bookazines“, die im Handel sind. Der massive Verlust hat rein organisatorische Gründe im Vertrieb. Raus aus dem Papier-Vernichtungs-Zirkus! Wir steigen jetzt aus diesem„Papier-Vernichtungs-Zirkus“ aus! Gleichzeitig haben wir un- ser eigenes Vertriebsnetz ausgebaut, sodass Sie uns beispielsweise bei GladiatorPLUS, Louven und Hipposport erwerben können. Die Idee dahinter: Die Dressur-Studien wer- den in den Shops angeboten, bei denen Sie ohnehin regelmäßig Pferdefutter kaufen. So können Sie Versandkosten sparen und trotzdem bequem ein Heft erhalten. Eine Liste unserer Händler finden Sie unter www.dressur-studien.de/haendler-finden/ Heftdruck in Deutschland Wo wir bei Änderungen sind: Wir werden die Dressur-Studien auch wieder in Deutsch- land drucken lassen und nicht wie bisher in Ungarn. „Unnötige Transportwege vermei- den, Ressourcen schonen“ lautet das Motto, zudem unterstützen wir in Coronazeiten auch die heimische Wirtschaft. Papier statt Plastik – Versand über Caritas-Werkstätten Bereits seit zwei Jahren verzichten wir auf den Versand in Plastikhüllen und das wird selbstverständlich beibehalten. Zudem werden unsere Abo-Hefte seit nunmehr fast 13 Jahren von den Caritas-Werkstätten in Köln versendet, und auf diese bewährte Partner- schaft werden wir weiterhin setzen. Hohes Risiko Während ich diese Zeilen hier niederschreibe, ist mir doch ein wenig flau im Magen. Denn: Das Risiko für uns ist hoch. Schließlich hat der Verkauf im Grosso uns wirtschaftlich abgesichert. Das fällt jetzt weg. Darum mein Appell an Sie: Entscheiden Sie sich gerade
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In eigener Sache
Wir freuen uns sehr, dass wir nun auch bei GladiatorPLUS, Hipposport und Futtermittel Louven im Sortiment sind!
jetzt für ein Abonnement der Dressur-Studien – das gibt uns die nötige wirtschaftliche Sicherheit, auch weiterhin ein fundiertes Magazin herauszugeben.
Digitales Abo ab 28 Euro im Jahr Um Ihnen die Kaufentscheidung leichter zu machen, haben wir uns für unsere Abon- nenten einiges ausgedacht. Das längst überfällige digitale Abonnement finden Sie jetzt endlich in unserem Shop: Für 28 Euro im Jahr erhalten Sie unsere Hefte als E-Paper. Auch technisch haben wir da noch einmal nachgebessert, damit die Hefte pünktlich abrufbar sind. Abonnenten, die unser Heft in Papierform zugeschickt bekommen, können die di- gitale Ausgabe für sechs Euro im Jahr hinzubuchen. Und: Sie können das Print- und das digitale Abo natürlich auch zusammen bestellen, ab 36 Euro im Jahr. Vorteil für Abonnenten: Interview-Videos online sehen! Erstmals haben wir einige unserer Interviews mit Experten per Videochat geführt. In der Regel sind diese Interviews deutlich länger und ausführlicher als das, was wir schließ- lich im Heft abdrucken können. Ab diesem Heft erhalten unsere Abonnenten eine Mail mit den Links zu den kompletten Interviews-Videos, die Grundlage der Artikel sind. So erhalten Sie nochmal einen ganz einzigartigen Einblick in die Gedanken und Tipps un- serer fachkundigen Gesprächspartner. Für dieses Heft haben wir die Gespräche mit der amerikanischen Trainerin Sharon Wilsie und der Verhaltensbiologin Marlitt Wendt für Sie aufgezeichnet. Vorteil für Abonnenten: Zehn Euro Preisermäßigung für unsere Campusse Mittlerweile haben wir schon gut 20 unserer Fair zum Pferd-Campusse mit einem pro- minenten Gesprächspartner durchgeführt. Jeden Live-Campus und jede Campus-Auf- zeichnung erhalten Sie als Abonnent zehn Euro günstiger. Stöbern Sie doch einmal in unserem Angebot: dressur-studien.de/webinare (s. auch S. 123) Chance in der Krise Wie Sie sehen: Wir möchten die Corona-Pandemie als Chance zur Veränderung sehen, als Weckruf, ausgetretene Pfade zu verlassen und mit Ihnen gemeinsam Neues zu wagen. Nachhaltiger, ökologischer und vielseitiger – so wollen wir mit den Dressur-Studien wei- ter in die Zukunft gehen.
In diesem Sinne: Bleiben Sie uns bitte gewogen! Ihre Claudia Sanders
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Sie unterstützen uns bei unseren Talks und haben uns nun auch in ihren Shops aufgenommen: Danke an Anja Beran, EquiArt, Michael Geiter und Gustav Optenplatz.
Dressur-Studien live und Dressur-Studien Talk Auch in unseren digitalen Formaten hat sich einiges getan. Seit vielen Wochen schon sind wir regelmäßig bei Facebook live auf Sendung, zudem sind die aufge- zeichneten Sendungen später imYouTube-Kanal der Dressur-Studien abrufbar.
„Dressur-Studien live“ In unseren live bei Facebook übertragenen Events sprechen Claudia Sanders und Nils Michael Becker allein oder mit Gästen über aktu- elle Themen der Pferdebranche. In den letzten zwei Monaten stan- den naturgemäß die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen auf der Tagesordnung, insbesondere rechtliche und organisatorische
Maßgaben für Pferdebetriebe und Pferdebesitzer sowie Gewerbetreibende und Solo- Selbstständige. Nun machen sich auch andere existenzielle Themen wie die fortdau- ernde Trockenheit bemerkbar und wir haben keinen Zweifel: Gesprächsbedarf wird die- ses Jahr ausreichend bieten. Zuschauer können sich während der Übertragungen durch Kommentare mit Fragen be- merkbar machen; soweit möglich, gehen wir noch während der aktuellen Sendung da- rauf ein. Grundsätzlich versuchen wir, eine Länge von 30 Minuten nicht zu überschreiten. Die Sendungen kündigen wir auf unserer Website unter www.dressur-studien.de und bei Facebook rechtzeitig an, mit einem Klick auf den Link sind Sie dann dabei. Die Übertragungen bei Facebook werden aufgezeichnet und sind jeweils auch später noch abrufbar (nicht nur bei Facebook, sondern auch bei YouTube und teilweise auf un- serer Internetseite). Wer nicht direkt während der Übertragung Fragen stellen konnte, hat diese Chance auch noch später: Wir beobachten die Kommentare und greifen viele Themen auch in späteren Sendungen wieder auf. Gern können Sie auch direkt an re- daktion@dressur-studien.de schreiben, wenn Sie Anregungen oder Vorschläge für Ge- sprächspartner haben, die wir in einer Sendung aufnehmen könnten. Im Gespräch mit Ausbilder-Persönlichkeiten Neben der reinen Information rund um Corona haben wir auch die Reihe „Im Gespräch mit…“ eingeführt. Hier befragen wir – auch via Facebook Live – eine Persönlichkeit, die uns etwas über ihren reiterlichen Werdegang berichtet. Bisher sind unserer Einladung
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beispielsweise Oberbereiter Andreas Hausberger, Richard Hinrichs und Anja Beran ge- folgt. Wer nicht bei Facebook ist, kann die Gespräche und auch unsere Corona-Updates teilweise auf unserer Homepage und auf unserem neu gegründeten YouTube-Kanal an- sehen, zu finden unter https://www.youtube.com/channel/UCCtYw714TasUeELnseU- 8f4A „Dressur-Studien Talk“
Ab und an wird es Abends gemütlich bei den Dressur-Studien: Da laden wir zur einer offenen Plauderrunde im Netz (https://zoom. us/j/368629404) und treffen uns mit Gästen. Jeder kann – gern mit eigenem Bild und Ton – dabei sein und mitreden. In den ersten Wochen haben wir festgestellt: Sich mit Bild und Ton in einer virtuellen Runde fremder Menschen zu zeigen, ist für viele
noch ungewohnt, manchmal gibt es Scheu, die entsprechende Technik einfach auszu- probieren. Dabei kann eigentlich jeder nur gewinnen: denn die Talks bieten die Gele- genheit, in sehr direkten und fast familiären Kontakt mit interessanten Menschen aus der Pferdeszene zu kommen, die sonst nur selten so zu erleben sind. Bei uns berichten sie – wie zum Beispiel vor kurzem Bea Borelle – aus sehr persönlicher Perspektive von ih- rem Alltag in Zeiten der Corona-Pandemie. Weil Zeitdruck fehlt, entwickelt sich schnell ein spannender Austausch mit Einsichten, die in anderen Formaten sonst nicht möglich sind. Technisch sind die Hürden gering: Ein halbwegs aktuelles Smartphone oder Tablet reicht völlig aus, am PC sind eine Webcam und ein Headset empfehlenswert. Wer teilnimmt, kann jederzeit selbst entscheiden, ob er Kamera und Mikrofon einschaltet, einen Zwang gibt es ausdrücklich nicht. Aber: Trauen Sie sich doch einfach mal! Auch wir freuen uns, wenn wir Gesprächspartner nicht nur hören, sondern auch sehen. Unter https://zoom.us finden Sie Links zu den aktuellen Apps für viele verschiedene Endgeräte. Wir veröffentlichen dann jeweils vor dem Event einen Link zum abendlichen Online-Event bei Facebook und mit einem Klick sind Sie dabei. Nach dem Eintritt in das „Reiterstübchen“ müssen Sie vielleicht noch Ihr Mikrofon und Ihre Kamera ausdrücklich freigeben, hierzu finden Sie auf dem Bildschirm der Zoom-App entsprechende Symbole. Also, trauen Sie sich! In fröhlicher Runde zu reden macht Spaß und bringt Sie mit ande- ren Menschen zusammen. Wir freuen uns über viele Gäste! (Nils Michael Becker)
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„Entschuldige, mein Tier, ich werde schon noch dahinterkommen.“ Dr. Udo Bürger (Veterinäroffizier an der Kavallerieschule Hannover)
Foto: www.slawik.com
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Kommunikation Man kann nicht nicht kommunizieren: Kommunikation von Anfang an
Aus unseren Gedanken entstehen Gefühle. Umgekehrt führen unsere Gefühle auch zu Gedanken. Für das Pferd ergibt das Ganze ein regelrechtes Kommunikations- wirrwarr. Um eine gute Beziehung zum Pferd aufzubauen, sollte sich der Mensch seiner eigenen Empfindungen bewusst werden – und das immer, überall und von der ersten Sekunde an. „Bei jeder neuen Begegnung scannt das Pferd den Menschen. Genauso wie ein Super- markt-Scanner die Ware sofort erkennt, weiß das Pferd, in welcher Stimmung sich der Mensch gerade befindet. Dies funktioniert sogar auf Entfernung“, sagt Stefan Valentin. Der Tierpsychologe aus dem Saarland reitet seit frühester Kindheit und hatte schon im- mer ein Faible für Problempferde. Seine Arbeit wurde durch die Lehren von Monty Ro- berts und Jean-François Pignon beeinflusst. Heute gibt er seinWissen in Kursen und Vor- trägen weiter. Wann immer sich zwei Pferde treffen, läuft die Begrüßung nach einem genetisch vorgegebenen Programm ab, das Stefan Valentin kurz als „Riechen, schnup- pern, schubsen, quietschen“ bezeichnet. „Zuerst beriechen sich die Pferde an den Nü- stern, im Gesicht oder am Hals. Als Nächstes beschnuppern sie sich unter dem Bauch, im hinteren Bereich. Hier nehmen sie den individuellen Geruch des jeweiligen Pferdes am intensivsten war. An genau dieser Stelle folgt oft ein Schubser mit der Nase, der mögli- cherweise von einem Quietschen begleitet wird. Entweder ist das Ritual damit beendet oder die beiden Pferde beriechen sich anschließend erneut von Nase zu Nase“, berichtet er. Mit dem Begrüßungsritual klären die Pferde: Wer bewegt wen? „Die Antwort ist für jedes einzelne Pferd überlebenswichtig, da alle Pferde im Augenblick der Flucht zusam- men eine Herde bilden. Jedes Tier bewegt sich im Einklang mit den anderen!“, erklärt er. Begrüßung – bitte ohne Streicheleinheiten Jedes Pferd wickelt dieses Begrüßungsritual nach Beobachtung von Stefan Valentin auch mit jedem Menschen ab: „Viele Menschen können diese feine Sprache nicht deu- ten und beginnen jede Begrüßung ungefragt mit einer Streicheleinheit. Untereinander würden Pferde diese menschliche Geste nie zur Begrüßung einsetzen.“ Nur wer sich auf die Pferdesprache einlässt, könne eine tiefe Beziehung zum Pferd aufbauen: „Schon auf der Fahrt zum Stall sollte ich versuchen, mich emotional herunterzufahren und innerlich ruhig zu werden“, rät Stefan Valentin. Im Stall angekommen, überprüft er, ob alle Gedan- ken, die nichts mit dem Pferd zu tun haben, verschwunden sind: „Das Pferd kennt unser weltliches Leben nicht und kann daher nichts mit unserem Stress oder Ärger anfangen.“ Anschließend spricht er in Gedanken folgendes Mantra: „Du bist das schönste Pferd der ganzenWelt und kannst mich nicht enttäuschen.“ Seiner Meinung nach bildet die bedin- gungslose Liebe einen Rahmen um die Beziehung von Mensch und Pferd. Das Mantra helfe, nicht ehrgeizig zu sein und alles anzunehmen, wie es komme. Es entstehe Raum für die Symbiose zwischen Mensch und Pferd, in der alle Türen offen stünden, auch sol- che, die es vorher noch nicht gab. „Diese Gefühle bleiben latent in mir, während ich mich
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