Blick ins Wintertraining

Was Pferde im Winter brauchen Von Mythen und Notwendigkeiten: Was Pferde im Winter brauchen

Auch wenn der warme Ofen lockt, die Pferde wollen versorgt – und wenn möglich – trainiert werden. Pferdewissenschaftlerin Conny Röhm lebt in der Eifel und weiß deshalb gut, was ein harter Winter bedeuten kann – und was Pferde dann benöti gen. „Unnötig sind auf jeden Fall teure Mittel und Pülverchen, die auf Verdacht ins Pferd gestopft werden“, sagt sie. Der Winter „beginnt“ im Sommer: Der Fellwechsel Pünktlich zur Sommersonnenwende am 21. Juni beginnt der Fellwechsel.„Die Tage wer den kürzer und die Nächte länger, die Pferde reagieren hormonell und der Fellwechsel fängt an. Außer dem abnehmenden Tageslicht ist die sinkende Außentemperatur ein weiterer Auslöser“, beschreibt Conny Röhm. Ein optimal mit Nährstoffen versorgtes und gesundes Pferd brauche beim Fellwechsel keine weitere Unterstützung: „Das ist schließ lich keine Krankheit, sondern ein ganz natürlicher Vorgang, den die Natur auch sehr klug eingerichtet hat. Denn wenn im Spätsommer der Fellwechsel in vollem Gange ist, herrscht in der Natur gleichzeitig ein Überangebot an Nahrung, sodass das Pferd mit al lem versorgt ist, was es braucht.“ Bei alten oder kranken Pferden oder solchen, die dazu neigen, sehr viel Winterfell aus zubilden, lohnt sich jedoch ein genauer Blick darauf, ob sie mit genügend Nährstoffen versorgt sind. Conny Röhm empfiehlt statt dem Zukauf irgendwelcher Produkte, die mit einer Unterstützung des Pferdes im Fellwechsel werben, lieber eine genaue Rationsbe rechnung: „Für das Pferd ist es zielführender, wenn ich genau weiß, was fehlt und was vielleicht zugefüttert werden muss. Zudem schont das in Zeiten steigender Preise die Geldbörse des Pferdebesitzers.“ Generell ließe sich ansonsten über die Fütterung auch wenig für den Fellwechsel machen:„Mit der Gabe geringer Mengen Öl wird das Fell glän zender – das war es dann aber auch schon.“ Der größte Teil des Fellwechsel, also die Hauptanlagezeit des neuen Haarkleides, ist in der Regel im Oktober abgeschlossen. Danach wächst das Fell eher noch in der Länge.„In diesem Jahr hatten wir ja einen sehr warmen Oktober. Das hat den Pferden durchaus zu schaffen gemacht, da sie mit ihrem schon vorhandenen Winterfell ordentlich geschwitzt haben – es war ihnen schlicht zu warm“, so die Pferdewissenschaftlerin. Die Sache mit der Thermoregulation Wenn die Temperaturen sinken, steigt bei vielen Pferdebesitzern das Bedürfnis, ihre Pfer de warm einzudecken. Dabei unterscheidet sich die Wohlfühltemperatur eines Pferdes deutlich von der eines Menschen.„Dazu gibt es inzwischen einige Studien. Die Wohlfühl temperatur liegt zwischen minus 15 und plus 15 Grad. Auch hier gilt, dass jedes Pferd individuell betrachtet werden muss: „Pferde mit dichtem Winterfell und gutem Wetter-

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