Blick ins Wintertraining

Blick in unser Heft "Wintertraining mit Freude und Verstand"

04/23 | Ausgabe 72 Dezember 2023 bis März 2024 9,90 EUR (D)

Campus

Wintertraining mit Freude und Verstand

DAS AUGE SCHULEN

SERIE

MIT WISSEN UND FREUDE AUSBILDEN!

Jahrgang XIX | ISSN 1860-3963 | ISBN 9783-910812-024 dressur-studien.de | fair-zum-pferd.de

Pferd mit Schal. Orgulloso und Claudia Sanders. Foto: Erster und letzter Selfie-Versuch.

Liebe Leserinnen und Leser,

die Tage sind kurz, die Böden matschig oder gar gefroren: Kurzum, es ist Winter. Da verliert so mancher Pferdebesitzer schon einmal die Motivation.

Damit Sie der„Winterblues“ nicht ereilt, haben wir in dieser Ausgabe eine ganze Reihe von Tipps zusammengestellt, wie Sie und Ihr Pferd trotz miesem Wetter und schlechten Bodenverhältnissen bei Laune bleiben. Auch haben wir unsere Experten befragt, wie sie ihre Stallungen und Anlagen winterfest machen und vor allem, welche Lektionsreihen sie empfehlen. Damit das Wintertraining abwechslungsreich wird – auch wenn Sie keine Halle oder keinen bereitbaren Außenplatz zur Verfügung haben. Denn: Trainieren lässt sich auch auf kleinstem Raum!

Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht Ihnen Ihre Claudia Sanders

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Wintertraining mit Spaß und Verstand

Editorial (Claudia Sanders)

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Von Mythen und Notwendigkeiten: Was Pferde im Winter brauchen (Conny Röhm) 8 Warme Mittel für kalte Tage: Gesundheit und Wellness im Winter (Karin Link) 15 Gut vorbereitet in den Winter: Die Anlage (Dr. Cornelia Dreyer-Rendelsmann, Annette Wagener-Kettler) 18 Richtig abtrainieren: So wird die Winterpause ein Gewinn (Peter Neumeyer) 24 Warm-up für Pferd und Reiter – nicht nur im Winter (Katrin Obst, Iris Charles) 27 Wenn die Bedingungen kaum Bewegung zulassen: Training auf kleinstem Raum (Dr. Nathalie Penquitt, Dr. Diana Rindermann) 32 Den inneren Schweinehund überwinden: So bleiben Reiter auch im Winter motiviert (Prof. Dr. Kathrin Schütz, Dr. Gaby Bußmann) 38

Praxistipps und Lektionsreihen Uta Gräf: Lust statt Frust im Wintertraining Kurzkehrt über Traversvolte erarbeiten

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Stressfrei in den Außengalopp

Anja Beran: Handarbeit und feine Hilfen

Übertreten an der Hand

Tempo Variationen im Schritt

Suzan Beuk: Mit Gangpferden durch den Winter Reiten auf gebogenen Linien in der Lösungsphase Reiten auf gebogenen Linien in der Arbeitsphase Akademisches Wintertraining mit Marius Schneider

Auf Schulterhöhe unterwegs

Das Pferd an die Hand herantreten lassen

Eberhard Weiß: Winterarbeit mit angepasstem Arbeitspensum

Übungen zum Lösen und Versammeln Vorhandwendung auf kleinstem Raum

Waltraud Böhmke: Abwechslung mit Bodenarbeit und Working Equitation

Slalom, Acht und Halteübung

Glockengasse

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Alexandra Schmid: Blau-gelbes Training im Winter

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Equikinetik: Intervalltraining am Boden EquiClassic-Work: Das Kleeblatt als Basisübung Longe Walking: In liegenden Achten über das Dreieck

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Neues aus der Wissenschaft: Praktisches Wintertraining (Dr. Diana Krischke)

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Serie: Das Auge schulen (Karin Link und Jan Nivelle)

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Lieblingsbücher: Schau mir in die Augen, Kleines:„Was fühlt das Reitpferd?“ (Cora von Hindte-Mieske)

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Adventskalender 2023

Fair zum Pferd-Campus-Programm

Alles was Recht ist: Wenn der Winter da ist: Pflichten des Stallbetreibers (Nils Michael Becker)

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Glosse Mr.P. & Me: Das Decken-Disaster!

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Impressum

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Vorschau Heft 1/2024

Foto Titelbild und Inhaltsverzeichnis: www.slawik.com Redaktionsanschrift: Birkenweg 10, 57629 Mörsbach, Tel.: 02688/988 65 38 Die Namen in Klammern bezeichnen die Autoren oder Interviewpartner des jeweiligen Artikels.

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„Die Stirnlocke meines Pferdes gleicht einer Adlerdaune. Der Schweif meines Pferdes tanzt wie eine schwarze Wolke. Die Augen meines Pferdes sind aus leuchtenden Sternen gemacht.“ Sprichwort der Sioux

Foto: www.slawik.com

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Was Pferde im Winter brauchen Von Mythen und Notwendigkeiten: Was Pferde im Winter brauchen

Auch wenn der warme Ofen lockt, die Pferde wollen versorgt – und wenn möglich – trainiert werden. Pferdewissenschaftlerin Conny Röhm lebt in der Eifel und weiß deshalb gut, was ein harter Winter bedeuten kann – und was Pferde dann benöti gen. „Unnötig sind auf jeden Fall teure Mittel und Pülverchen, die auf Verdacht ins Pferd gestopft werden“, sagt sie. Der Winter „beginnt“ im Sommer: Der Fellwechsel Pünktlich zur Sommersonnenwende am 21. Juni beginnt der Fellwechsel.„Die Tage wer den kürzer und die Nächte länger, die Pferde reagieren hormonell und der Fellwechsel fängt an. Außer dem abnehmenden Tageslicht ist die sinkende Außentemperatur ein weiterer Auslöser“, beschreibt Conny Röhm. Ein optimal mit Nährstoffen versorgtes und gesundes Pferd brauche beim Fellwechsel keine weitere Unterstützung: „Das ist schließ lich keine Krankheit, sondern ein ganz natürlicher Vorgang, den die Natur auch sehr klug eingerichtet hat. Denn wenn im Spätsommer der Fellwechsel in vollem Gange ist, herrscht in der Natur gleichzeitig ein Überangebot an Nahrung, sodass das Pferd mit al lem versorgt ist, was es braucht.“ Bei alten oder kranken Pferden oder solchen, die dazu neigen, sehr viel Winterfell aus zubilden, lohnt sich jedoch ein genauer Blick darauf, ob sie mit genügend Nährstoffen versorgt sind. Conny Röhm empfiehlt statt dem Zukauf irgendwelcher Produkte, die mit einer Unterstützung des Pferdes im Fellwechsel werben, lieber eine genaue Rationsbe rechnung: „Für das Pferd ist es zielführender, wenn ich genau weiß, was fehlt und was vielleicht zugefüttert werden muss. Zudem schont das in Zeiten steigender Preise die Geldbörse des Pferdebesitzers.“ Generell ließe sich ansonsten über die Fütterung auch wenig für den Fellwechsel machen:„Mit der Gabe geringer Mengen Öl wird das Fell glän zender – das war es dann aber auch schon.“ Der größte Teil des Fellwechsel, also die Hauptanlagezeit des neuen Haarkleides, ist in der Regel im Oktober abgeschlossen. Danach wächst das Fell eher noch in der Länge.„In diesem Jahr hatten wir ja einen sehr warmen Oktober. Das hat den Pferden durchaus zu schaffen gemacht, da sie mit ihrem schon vorhandenen Winterfell ordentlich geschwitzt haben – es war ihnen schlicht zu warm“, so die Pferdewissenschaftlerin. Die Sache mit der Thermoregulation Wenn die Temperaturen sinken, steigt bei vielen Pferdebesitzern das Bedürfnis, ihre Pfer de warm einzudecken. Dabei unterscheidet sich die Wohlfühltemperatur eines Pferdes deutlich von der eines Menschen.„Dazu gibt es inzwischen einige Studien. Die Wohlfühl temperatur liegt zwischen minus 15 und plus 15 Grad. Auch hier gilt, dass jedes Pferd individuell betrachtet werden muss: „Pferde mit dichtem Winterfell und gutem Wetter-

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Conny Röhm. Foto: privat

schutz reagieren auf niedrige Temperaturen mit Eisregen einfach anders als ein Pferd, das kaum Winterfell ausgebildet hat.“

Der Unterschied zwischen „Überleben“ und „Performance“ Ein wesentlicher Aspekt sei schließlich, was der Besitzer von seinem Pferd im Winter for dert, meint Conny Röhm. „Ein gesundes Pferd mit ausreichendem Fell wird einen gemä ßigten Winter gut überstehen, ohne dass der Besitzer intensive Maßnahmen ergreifen oder es zum Beispiel eindecken muss. Anders sieht es aus, wenn er von seinem Pferd auch Leistung erwartet.“ Scheren und Eindecken „Überhaupt nichts halte ich davon, ein Pferd komplett zu scheren, um es anschließend unter dicken Decken warmzuhalten. Das ist physiologischer Unsinn und eine Praktik, die aus den Ställen verschwinden sollte“, sagt Conny Röhm bestimmt. Dabei ist sie nicht ge nerell gegen eine Schur, genauer eine Teilschur:„Bildet ein Pferd ein so starkes Winterfell

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Was Pferde im Winter brauchen

Auf solch einem Boden bewegt sich kein Pferd gern. Foto: www.slawik.com

aus, dass es beim Reiten schnell schwitzt und nicht leistungsbereit sein kann, hilft dem Pferd eine Teilschur. Ich habe selber so einen Kandidaten zu Hause, der ob seines starken Winterfells bei Temperaturen ab 0 Grad aufwärts schon erledigt ist, bevor wir losreiten – weil es ihm einfach zu warm ist. In solchen Fällen ist die Teilschur sinnvoll.“ Ähnlich differenziert beurteilt sie die Frage nach dem Eindecken im Winter. „Ein Pferd, das aus seiner genetischen Disposition heraus kaum Winterfell bildet, muss ich anders beurteilen als seinen Kollegen, der eher einem Plüschtier gleicht.“ Der Pferdebesitzer ist also immer in der Pflicht, genau hinzuschauen: So kann es beispielsweise sein, dass ein Pferd zeitlebens ohne Decke auskam, im Alter dagegen eine benötigt: „Auf keinen Fall sollte die Notwendigkeit des Eindeckens nur nach der Pferderasse entschieden werden. Es muss immer individuell bewertet werden.“ Mythos: Warmzittern Ein Zopf, der dringend abgeschnitten werden sollte, ist laut Conny Röhm das „Warmzit tern“:„Wenn ich ein zitterndes Pferd sehe, befindet es sich bereits in einer lebensbedroh lichen Unterkühlung. Die Kerntemperatur ist dann schon so weit abgesunken, dass es zittern muss. Das Zittern ist übrigens kein bewusster, sondern ein unbewusster Vorgang. Es kann also keine Rede davon sein, dass sich ein Pferd absichtlich warm zittert.“

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Ob eine Decke nötig ist oder nicht, muss immer individuell beurteilt werden. Foto: www.slawik.com

Mythos: Ungefütterte Decken sind optimal „Bei einem Pferd tritt immer etwas Schwitzflüssigkeit aus und das an 24 Stunden am Tag. Auch wenn die Menge nur minimal ist, verschmutzt das die Gummimembran – und die ist Teil der ungefütterten Decke. Das Wasser bleibt unter der Decke und in der Nacht wird das klamm und feucht. Das hilft den Pferden ganz und gar nicht.“ Deshalb empfiehlt Conny Röhm, wenn schon eingedeckt werden muss, eine Decke mit Fleece oder Füllung, sodass möglicher Dreck mit der ersten Schicht aufgenommen und die Flüssigkeit über die Deckenmembran abgegeben werden kann. Weil es sauber sein muss: Deckenhygiene – und passen muss sie auch Es sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Dass es das nicht ist, erlebt Conny Röhm jedoch immer wieder: „Die Decke muss täglich vom Pferd abgenommen werden. Hierbei gilt es auf Druckstellen zu achten. Ich erlebe häufig Pferde, die durch die De cken Scheuerstellen an der Brust oder am Buggelenk haben. Große Druckstellen, Ödem bildungen und Entzündungen am Widerrist sind bei unpassenden Decken leider auch keine Seltenheit“, weiß die Pferdewissenschaftlerin. Neben der täglichen Kontrolle ge hört auch regelmäßiges Waschen der Decke zum Programm: „Die Decken einen ganzen Winter lang nicht zu waschen ist in etwa so hygienisch, als ob wir einen ganzen Winter lang die gleichen Socken tragen. Wir haben in unserem Institut einmal einige Proben ge

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nommen, um zu untersuchen, was da alles so in einer Decke lebt – das ist schon ziemlich unschön. Die regelmäßige Deckenwäsche ist also ein unverzichtbares Pflichtprogramm.“

Training im Winter: Konzeptionelle Arbeit Ideal wäre es natürlich, wenn die Pferde auch im Winter trainiert werden könnten,„doch das ist vielerorts nicht machbar“, sagt Conny Röhm, „sei es weil die Bodenverhältnisse das nicht hergeben oder keine Beleuchtung für abends vorhanden ist.“ Wer also weiß, dass er im Winter kaum Trainingsmöglichkeiten hat, sollte sein Pferd schrittweise abtrai nieren: „Jeden Tag etwas weniger machen und so Stück für Stück die Arbeit reduzieren.“ (s. auch Artikel S. 24) Wer auch im Winter mit seinem Pferd trainieren kann, der sollte statt auf Ausdauer lieber auf das„Schönreiten“ setzen:„Der Winter ist für mich der Zeitpunkt, wo ich konzeptionell arbeite, das heißt ich trainiere beispielsweise das Verfeinern der Hilfen und verbessere die Durchlässigkeit. An der Ausdauer kann ich wieder arbeiten, wenn das Wetter schö ner ist.“ Vorsicht bei Frosttemperaturen Wenn der erste Schnee gefallen ist und eine weiße Winterlandschaft zum Ausritt lockt, sollte der Reiter im Hinterkopf behalten, dass ein anstrengendes Training bei Minustem peraturen Gift für die Pferdelunge ist, erklärt Conny Röhm: „Damit kein Missverständ nis entsteht: Natürlich darf auch bei solchen Temperaturen geritten werden, nur auf das hochfrequente Training muss verzichtet werden. Hochfrequentes Training bedeutet lan ge Galoppaden oder sehr intensive Trabarbeit. Wer das nicht beachtet, riskiert Lungen schäden bei seinem Pferd.“ Nach wissenschaftlichen Untersuchungen haben Forscher festgestellt, dass sich nach hochfrequentem Training bei Minustemperaturen oder um die 0 Grad im Gewebe der Pferdelunge Entzündungen bilden können. Selbst Einblutun gen konnten festgestellt werden. „Das Tückische daran ist“, so Conny Röhm, „dass diese Schäden für den Menschen erst einmal nicht bemerkbar sind. Das Pferd ist vielleicht et was schlapp oder hat leichtes Fieber – aber wer misst schon täglich Fieber bei seinem Pferd?“ Die negativen Folgen machen sich erst langfristig mit Atemproblemen beim Pferd bemerkbar – sodass der Reiter auch gar nicht mehr den Zusammenhang zum übertriebenen Wintertraining herstellen kann. Mit Vorsicht zu genießen ist auch das Reiten in der Halle. „Bei Minustemperaturen steigt in der Regel auch die Staubbelastung in der Halle, weil der Boden meistens nicht gewäs sert werden kann.“ Generell gilt, dass das Training den Bodenverhältnissen angepasst werden muss: „Das sagt einem ja schon der gesunde Menschenverstand. Dennoch be obachte ich immer wieder Reiter, die in zu hohem Tempo auf buckligen Böden arbeiten.“

Bewegung, Bewegung, Bewegung Gerade im Winter bewegen sich die Pferde viel weniger, weil die Böden das nicht herge

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