Blick ins Mutmach-Heft

Zeitmanagement

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Drei Fragen an Jessica von Bredow-Werndl

Seit vielen Jahren ist die Weltranglistenerste eine feste Größe in der Dressur-Weltspit ze und hat gerade mit ihrem Spitzenpferd TSF Dalera BB ihren Weltcup-Titel von 2022 unangefochten verteidigt. Mit der Trakehnerstute ist sie zudem amtierende Dop pel-Olympiasiegerin und dreifache Europameisterin. Im Alltag unterhält sie gemein sam mit ihrem Bruder Benjamin Werndl einen Turnier- und Ausbildungsstall sowie ein Online-Schulungsportal. Klingt schon viel? Nun ja, sie ist auch Mutter von zwei Kindern, ihre jüngste Tochter kam zwischen den beiden Weltcup-Finalprüfungen 2022 und 2023 zur Welt. Wenn wir uns anschauen, was Sie alles „wuppen“, kann einem bereits schwindelig werden, selbst wenn man davon ausgeht, dass Sie im Stall ein super Team und zu Hause familiären Rückhalt haben. Und auch wenn Sie ganz sicher lieben, was Sie tun, werden von vielen Seiten Anforderungen an Sie gestellt. Was ist Ihr Geheimnis, dass Sie es schaffen, sich bei alldem immer Ihr Lächeln zu bewahren? Wie Sie schon gesagt haben, liebe ich, was ich tue. Das gibt sehr viel Energie, Mo tivation und Auftrieb. Trotzdem muss ich schon sehr gut organisiert sein. Dabei sind drei Dinge wichtig: ein straffer Plan, Prioritäten setzen, ein tolles Team. Ich habe einen groben Plan jeweils fürs Jahr, für jeden Monat, für jede Woche. Und je den Abend mache ich einen genauen Plan für den nächsten Tag – das braucht auch mein Team, und dann macht das gemeinsame Arbeiten auch mehr Spaß. Ich brau che wirklich tolle Menschen um mich herum, damit ich das alles schaffen kann. In zwischen habe ich gelernt, dass ich auch administrative Aufgaben abgeben darf. Das ist mir anfangs schwergefallen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für viele Menschen ein grundlegendes Thema. Bei Pferdemenschen kommen noch die Anforderungen durch die Vierbei ner hinzu, die sich nicht wie ein Sportgerät wegstellen lassen und die viel mehr Zeit erfordern als Haustiere. Welche Stellschrauben halten Sie für die wichtigsten, damit weder die Familie, der Partner und die Kinder, noch die Pferde zu kurz kommen – und Sie selbst auch nicht? Wie gesagt ist Priorisieren hier für mich der Schlüssel. Am glücklichsten bin ich, wenn ich Pferde und Familie kombinieren kann und wir alle gemeinsam Zeit mitei nander verbringen. Es ist natürlich sehr wichtig, sich Zeit für sich selbst zu nehmen und das ist manchmal eine große Challenge, die ich oft gut schaffe, manchmal je doch nicht und das ist auch ok. Auch mit einem guten Zeitmanagement wird es bei jedem Menschen immer wieder zu Stresssituationen kommen. Gerade dann, wenn man kleine Kinder hat, muss man häufig besonders flexibel reagieren. Welche Strategien zum Umgang mit Stress sind Ihnen im Alltag und in besonderen Situationen hilfreich? Ruhe bewahren und tief durchatmen [grinst]. Ich plane lieber im Voraus, als dass ich im Nachhinein agiere. Dennoch gibt es Situationen oder Änderungen, die ich nicht planen kann. Eine meiner Stärken ist es, flexibel zu sein und Aufgaben so weit als möglich sofort zu erledigen. So staut sich nicht so viel an und ich behalte den Über blick. Tools, um mich wieder zu fokussieren und zu zentrieren, sind für mich Sport, Yoga und Meditationen.

Alles unter einen Hut zu bringen, ist leichter gesagt als getan. Foto: www.slawik.com

Nur 24 Stunden und Stress im privaten Umfeld? Strategien für ein gutes Zeitmanagement

Wo steht mir nur der Kopf? – Das kennen wir wohl alle. Hält dieser Zustand aber nicht nur vorübergehend an, geht unter Umständen der Blick dafür verloren, wann es ungesund für einen selbst wird. Eine Dauerstress-Spirale kündigt sich an. Aber auch ohne akute Ausnahmesituation fühlen sich viele Pferdemenschen wie ein Spielball zwischen den konkurrierenden Anforderungen von Arbeit, Familie, Haushalt und den Tieren. Dabei wollen wir die Zeit bei und mit den Pferden doch eigentlich ge nießen, die uns so wunderbar spiegeln und uns Raum zum Durchatmen in der Natur be scheren. Anforderungen gerecht werden und dabei nicht auf der Strecke bleiben „Wir haben Pferde, gehen arbeiten, studieren nebenbei vielleicht, alles muss irgendwie zum selben Zeitpunkt fertig werden, leben möchten wir auch noch, Zeit für Freunde ha ben und so weiter“, konstatiert Antje Liebe. Die Beraterin und Trainerin bietet als pferde gestützter Coach unter anderem Zeitmanagement-Kurse an. Für sie ist der erste Schritt, um diesen Anforderungen von allen Seiten gerecht zu werden, ganz klar: „Wirklich alles auflisten. Was steht an, die Steuer ist zu machen, eine Feier vorzubereiten, Mutter hat Ge burtstag, das Pferd muss geimpft werden, ein Turnierstart ist geplant. Auflisten, damit man erstmal einen Überblick hat, und dann anfangen zu sortieren.“ Sie schlägt hierfür das Eisenhower-Prinzip vor, bei dem alle Punkte nach Dringlichkeit und Wichtigkeit kate gorisiert werden:

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DS 02/23

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