Blick Working Equitation
Geschichte WE Auf den Spuren der Working Equitation – damals und heute
DieWorking Equitation ist eine relativ junge Reitsportdisziplin, die auf den traditi- onellen südeuropäischen Arbeitsreitweisen fußt. Basierend auf jahrhundertealten Traditionen, messen sich heute Reiter aus mehr als 27 verschiedenen Nationen im Wettbewerb. Zwei, die von Anfang an in ihren Ländern dabei sind, Nicola Danner und Sandra Migl, begeben sich mit den Dressur-Studien auf eine Reise durch die junge Geschichte der Working Equitation. Die Reitsportdisziplin Working Equitation entstand in den 1990er-Jahren mit dem Ziel, die traditionellen Arbeitsreitweisen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Treibend waren Reiter in Frankreich, Italien, Portugal und Spanien. In diesen Ländern wird auch heute noch die Feld- und Rinderarbeit mit ihren landestypischen Pferden praktiziert. In Portugal praktizieren die Campinos die Equitação de Trabalho mit Lusitanos. In Spani- en setzen die Rinderhirten, die Vaqueros, auf Pura Raza Española, Tres Sangres oder Cruz- ados, während die französischen Gardians, die Stierhirten aus der Camargue, vor allem mit ihren Camarguepferden arbeiten. In Italien sind die Butteri, die berittenen Rinderhir- ten der Toskana, auch heute noch mit Maremmapferden und Murgesen unterwegs. Sämtliche heute praktizierten Arbeitsreitweisen haben sich aus der berittenen Feldar- beit, wie sie in Südeuropa ausgeübt wurde und wird, entwickelt. Eines dieser Beispiele ist die altkalifornische Reitweise, auch Vaquero Horsemanship genannt, wie sie heute noch in Amerika praktiziert wird. Sie wurde mit der Eroberung Amerikas durch die spa- nischen Konquistadoren auf den amerikanischen Kontinent gebracht. Das Beispiel zeigt, welche geschichtliche Bedeutung die Arbeitsreitweisen Südeuropas haben und weshalb viele sich dafür einsetzen, sie zu erhalten und ihre Traditionen zu pflegen. „Den berit- tenen Rinderhirten ging es aber nicht nur um Traditionspflege, sondern auch darum, sich im Wettbewerb zu messen“, erklärt Nicola Danner. „Sie hatten einfach auch Freude daran, ihre Geschicklichkeit zu vergleichen und die Rittigkeit ihrer Pferde unter Beweis zu stellen bei allem, was im Feld passieren könnte. Der Reiter muss vom Pferd aus Tore öffnen können, durch Wasser reiten, über Gräben springen und über Brücken reiten, in Windeseile Richtungswechsel mit seinem Pferd durchführen, mit der Garrocha arbeiten sowie Rinder treiben und separieren. Das sind vielseitige Herausforderungen, die hohe Anforderungen an Reiter und Pferd stellen, zumal einhändig geritten wird. All das wird heute in den Working Equitation-Wettbewerben gezeigt.“ Auch wenn es bei uns in Deutschland keine traditionelle Arbeitsreitweise mit Rindern gibt, setzt sich Nicola Danner dennoch dafür ein, die Working Equitation in Deutschland bekannt zu machen. Sie beschäftigt sich seit knapp 40 Jahren intensiv mit der Ausbil- dung von Pferden und fast genauso lange mit Lusitanos. 1992 gründete sie den Verein Cavalo-Lusitano, um die Lusitanos auch in Deutschland bekannt zu machen, und stand dem Verein für zehn Jahre als Präsidentin vor.
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