Blick Haltunsgheft

Blick in die Literatur

griffen (erstes Jahrzehnt des 20. Jh., Anm. der Red.) reichlich klein waren, ließ ich sie in den ersten Jahren erheblich vergrößern und verbessern. Ich hatte eine Koppel von 500 bis 600 Metern Länge angelegt, in der die Jährlinge wöchentlich zwei- bis dreimal unter Führung eines Reiters einen Galopp machten.“ Auch die Erkenntnis, dass nur viel Bewe- gung an der frischen Luft und bei jedem Wetter gesunde Pferde hervorbringt, setzte er in Graditz erfolgreich in die Praxis um: „Früher waren auch die Ansichten über die Abhär- tung der Vollblüter noch andere als jetzt; Fohlen z.B. mußten bei Regenwetter im Stall bleiben. Ich bin sehr bald hiervon abgekommen. Im Winter wurden die Jährlinge etwa 5-10 Minuten in einem Laufhof umhergetrieben und dann über eine Stunde geführt. Ich ließ sie das ganze Jahr über auf der Weide auch wenn diese mit Schnee bedeckt war.“ Genau wie den großen Pferdemann Lehndorff treiben diese Überlegungen letztlich auch uns heute um. Die Möglichkeiten großer Gestüte fehlen den meisten von uns – doch mit Offenstall, Aktivstall oder Paddocktrail gibt es Alternativen zur Boxenhaltung, die den Aufenthalt im Freien mit Bewegungsmöglichkeit kombinieren. Ihre natürliche Lebensweise können wir unseren domestizierten Pferden nicht bieten – dazu fehlt ein- fach der Platz. Aber wir können versuchen, ihnen das bestmögliche Leben in mensch- licher Obhut zu ermöglichen. Und das fängt mit tiergerechter Haltung an. (Cora von Hindte-Mieske)

Literatur:

Manoel Carlos de Andrade: „Luz da Liberal, e Nobre Arte da Cavalleria“, 1790 (dt. „Die edle Kunst des Reitens“), Olms, 2006 Siegfried Graf Lehndorff: „Ein Leben mit Pferden“, Landbuch-Verlag Hannover 1956; Reprint Olms 2006 Georg Engelhard von Löhneysen: „Della Cavalleria“, Remlingen 1624 Sadko G. Solinski: „Reiter, Reiten, Reiterei“, Olms, 1983 Xenophon: „Über die Reitkunst“, Stuttgart 1995

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