Blick: Die Arbeit am Langen Zügel

Literatur

Doppellonge für die Gewöhnung des jungen Pferdes an die unterschiedlichen Seitengänge. In seinem Buch „Hohe Schule mit der Doppellonge“ (1990) be- schreibt er, warum er mit dem jungen Pferd das Kon- terschulterherein als den ersten Seitengang auf ge- rader Linie erarbeitet. So würde die Umzäunung den Vorwärtsdrang des Pferdes bremsen, was einerseits ein übermäßiges Gegenhalten mit der Hand unnö- tig machte und andererseits Biegung und Abstellung erleichtere. Am Beispiel des Konterschulterhereins auf der linken Hand beschreibt er das Vorgehen: „(…) Während der ersten Arbeitsstunden werden die Halsbiegung und die Abstellung der Hinterhand auf einen inneren Hufschlag nur von der rechten Leine verlangt. Die linke Leine und die Peitsche sind bereit, ein eventuelles Sichverkriechen durch Auffrischen des Tempos zu bekämpfen. In der nächsten Etappe geht der Ausbilder in der Achse des linken diagona- len Beinpaars, dicht an der rechten Hüfte des Pferdes. In dieser Position bestimmt er die Biegung mit der rechten Leine und drückt die Kruppe mit der linken Leine an der Hüfte des Pferdes nach innen. Gleichzei- tig reguliert die über den Rücken des Pferdes laufen- de, anstehende linke Leine die Halsbiegung.“ Ob in ihrer klassischen Formmit fertig ausgebildetem Pferd oder als Hilfsmittel bei der Ausbildung junger Pferde, die Arbeit am Langen Zügel ist anspruchs- voll. Vom Ausbilder verlangt sie nicht nur Kenntnisse der praktischen Umsetzung, sondern auch ein ho- hes Maß an Koordinationsfähigkeit, einen Blick für Körpersprache und Reaktion des Pferdes sowie eine differenzierte eigene Körpersprache. Doch wer be- reit ist, die Arbeit am Langen Zügel unter kundiger Anleitung zu lernen, für den wird sie nicht nur eine angenehme Abwechslung in der Arbeit mit seinem Pferd sein, sondern auch eine immer aufs Neue faszi- nierende Herausforderung. (Cora von Hindte-Mieske)

DS 04/21

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