Blick 04/22

Blick in die Literatur

Mecklenburger. Foto: www.slawik.com

Blick in die Literatur: Pferdezucht

„Pferde züchten heißt in Generationen denken.“ Ein uralter Züchtergrundsatz, den wohl jeder, der sich mit Pferdezucht beschäftigt, irgendwann schon einmal gehört hat. Diese sechs Wörter enthalten die Essenz allen züchterischen Wirkens: dass bei der Zucht von Pferden nichts von heute auf morgen geht, dass es keine Abkürzun gen gibt und auch nicht geben darf, dass Züchten in erster Linie etwas mit Verant wortung zu tun hat – gegenüber den Tieren, die „erzüchtet“ werden und gegen über den Menschen, die diese „Zuchtprodukte“ erwerben. Und gegenüber dem züchterischen Erbe, das viele Generationen aufgebaut und den heutigen Züchtern hinterlassen haben. Treffend bringt all dies der spätere Preußische Oberlandstallmeister Burchard v. Oet tingen (1850–1923) in seinem Hauptwerk „Die Zucht des edlen Pferdes in Theorie und Praxis“ (1908) zum Ausdruck: „Die Pferdezucht ist anerkanntermaßen die schwierigste Zucht unserer Haustiere. Darwin behauptet, daß nur wenige eine Vorstellung davon ha ben, was für ein Grad von natürlicher Befähigung und wieviel Jahre der Übung dazu ge hören, um nur ein geschickter Taubenzüchter zu werden. Und wieviel schwerer, kompli zierter und vor allem langwieriger ist die Pferdezucht! Zur Beurteilung der Paarungs-Re sultate ist nicht nur lange Zeit, sondern auch ein scharfes Auge und ein unparteiisches Nachdenken darüber erforderlich.“

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