Blick 04/22

Blick in die Literatur

Englische Vollblüter. Foto: www.slawik.com

(ab 1906) verfolgte er als oberstes Zuchtziel die Steigerung der Rennleistung der dort gezogenen Vollblüter. Die Lieferung geeigneter Veredler für die Landespferdezucht war ihm erst in zweiter Linie wichtig. Sein Vorgesetzter Burchard v. Oettingen sah das ge nau umgekehrt, weshalb Differenzen nicht ausbleiben konnten. In „Ein Leben mit Pfer den“ (1956) schreibt Graf Lehndorff: „Im Anfang des Jahres 1912 war Herr von Oettingen Oberlandstallmeister geworden. Wenn mir mein Vater bisher in allem freie Hand gelas sen hatte, so wurde dieses jetzt anders. Oettingen stand auf dem Standpunkt, daß in der Graditzer Vollblutzucht mehr auf Korrektheit als auf Rennfähigkeit geachtet werden müsse.“ Dies gipfelte 1916 schließlich in einer Verfügung Burchard v. Oettingens, „(...) daß in Zukunft die Paarung der Vollblut-Mutterstuten ausschließlich unter dem Gesichts punkt vorgenommen wird, um möglichst korrektes, für die Landespferdezucht brauch bares Zuchtmaterial zu erhalten.“ Dass die Graditzer Vollblutzucht trotzdem noch Jahr zehnte später im internationalen Renngeschehen bestehen konnte, lag einzig daran, dass Graf Lehndorff einige Entscheidungen Burchard v. Oettingens rückgängig machen konnte. So unter anderem die Überstellung der Graditzerin Hornisse nach Trakehnen. Glücklicherweise, denn Hornisse wurde 1917 in Graditz die Mutter von Herold (von Dark Ronald), ohne den die gesamte deutsche Vollblutzucht undenkbar wäre. Auch den Ver lust der Stute Aversion, die „Herr von Oettingen wegen eines etwas schmalen Sprung gelenks gegen ein Pferd der Herren v. Weinberg eintauschen (wollte)“, konnte Graf Lehn dorff verhindern. Aversion brachte von Herold unter anderem den überragenden Alchi

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