BiB: Fein, feiner: Durchlässigkeit!

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tertreten aktiviert. Dieses vermehrte Untertreten ist der erste Schritt zur Schwungent- faltung.“ Noch genauer beschreibt es Seunig: „Ist das Pferd durchlässig, so geht es auch vorwärts, denn es lässt die treibende Hilfe durch, welches sich im Annehmen des Gebisses äußert, an welches es herantritt und sich daran abstößt.“ Dieses Vorwärtsgehen hat indes „mit einem ungeordneten Fortstürmen oder der Bewegungsgeschwindigkeit überhaupt nichts zu tun“, so Seunig weiter, „wohl aber alles mit der durch die gymnastische Durch- bildung geförderten Eigenschaft, sich durchlässig treiben zu lassen, d.h. Gangart oder Tempo in dem von Sitz und regulierender Hand bestimmten Maße genau einzuhalten, ohne sich zu verkriechen oder zu eilen.“ Ähnlich drückt es auch Oskar M. Stensbeck (1858–1939) in „Reiten“ (1935) aus. Das „Sich-treiben-Lassen“ steht bei ihm als Voraussetzung für Losgelassenheit ganz am An- fang der Ausbildung: „Das Pferd muss die Hilfen annehmen lernen, bis es losgelassen vorwärts geht, (…). Solange es den Unterschenkel fürchtet und vor ihm wegzulaufen beginnt, wird es den Rücken spannen; erst dann wird es ihn loslassen und schwingen, wenn es vertraut mit den Schenkeln ist, (…) sich vorwärts schwingt und den Reiter im Sattel sitzen lässt.“ Damit verdeutlicht Stensbeck im Detail, warum es ohne Losgelassen- heit keinen Schwung und damit keine Durchlässigkeit geben kann, denn ein nicht losge- lassener Rücken kann eben nicht schwingen! Der Schwung muss zwangsläufig stecken bleiben, das Pferd ist also nicht durchlässig. Auch Durchlässigkeit und Versammlung bedingen einander, wobei beides sowohl Ziel als auch Zweck ist. So fährt Stensbeck fort: „Wenn das Pferd dann auch im Stehen die

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