Blick Working Equitation

Blick ins Heft 1/21

01/21 März 2021 bis Juni 2021

8,90 EUR (D) 9,80 EUR (A) 17,80 SFR (CH) 9,90 EUR (BeNeLux) 11,60 EUR (ES, I)

Eine tolleAbwechslung für jedes Pferd: Working Equitation

Blicküber denViereckrand: WarumallePferdevonder WorkingEquitationprofitieren

PraktischeTipps von: StefanSchneider AngelikaGraf EmiliaSchlotterbeck MitjaHinzpeter MartinaWeteschnik

Jahrgang XVII | ISSN 1860-3963

Das Magazin zur Aus- und Weiterbildung von Reiter und Pferd www.dressur-studien.de | www.fair-zum-pferd.de

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Liebe Leserinnen und Leser,

Editorial

Orgulloso musste erst das zarte Alter von 18 Jahren erreichen, bis auch ich für uns endlich die Working Equitation entdeckt habe. Da hätte ich wirklich früher drauf kommen können. Mein von der Dressurarbeit gelegentlich doch stark gelang- weiltes Pferd blüht bei dieser Arbeit regelrecht auf. Schenkel- weichen? Hach, ja. Seitwärts über eine Stange treten? Aber gern doch. Die Liste ließe sich aus Orgullosos Sicht beliebig erweitern. Gerade für Dressurpferde, die mehrheitlich auf dem Platz oder in der Halle gearbeitet werden, ist die Working Equitati- on eine wunderbare Abwechslung und stellt dem Pferd Auf- gaben, deren Sinn es sofort erfassen kann. Ganz nebenbei führt sie auch zu einer ausgewogenen Gymnastizierung, bei der der Spaß nicht auf der Strecke bleibt. Wer also ein hochmotiviertes Pferd unter sich spüren möch- te, dem sei die Working Equitation als Trainingsabwechslung dringend ans Herz gelegt – ganz gleich, welcher Sparte der Reiterei Sie sich ansonsten verpflichtet fühlen.

In diesem Sinne: Viel Vergnügen bei der Lektüre dieses Heftes – und vor allen Dingen viel Spaß beim Ausprobieren – wünscht Ihnen Ihre

Claudia Sanders

Erste (und noch sehr ausbaufähige) Galopp-Versuche im Pferch: Orgulloso und Claudia Sanders. Foto: Tom Sanders

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Eine tolle Abwechslung für jedes Pferd: Working Equitation

Editorial (Claudia Sanders)

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Auf den Spuren der Working Equitation – damals und heute (Nicola Danner, Sandra Migl)

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Working-Pferde: Kämpfer mit Herz und Mut (Andrea Jänisch, MirjamWittmann) Die Working Equitation-Disziplinen im Überblick (Andrea Jänisch, Ilka Schöneberger-Skiba)

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Inhalt

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Der Blick über den Viereckrand: Warum alle Pferde von der Working Equitation profitieren (Stephan Vierhaus)

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Gut ausgerüstet für die Working Equitation (Gernot Weber)

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Von einfach bis spritzig: Die Trailhindernisse (Nuno Avelar)

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Portrait und Tipps: Stefan Schneider – Ausbilder und Tierarzt 50 Übung: Einhändig reiten als Voraussetzung 56 Übung: Tore und Korridore zur Linienführung nutzen 58 Portrait und Tipps von Emilia Schlotterbeck – Dancinghorses 62 Übung: Das Handhaben der Garrocha am Boden 68 Übung: Zirkel verkleinern und vergrößern mit der Garrocha 72 Portrait und Tipps: MartinaWeteschnik – Österreichs Nr. 1 76 Übung: Rückwärtsslalom 82 Übung: Der einfache Parallelslalom 84 Portrait und Tipps von Mitja Hinzpeter 88 Übung: Longieren um zwei Tonnen mit Handwechsel 94 Übung: Reiten im Pferch 96 Portrait und Tipps: Angelika Graf 98 Übung: Vier Pylonen für die Übergänge 100 Übung: Varianten des einfachen Slaloms 102 Übung: Varianten des Parallelslaloms 104 Übung: Fließender Parcours 106

Eckart Meyners: Die Working Equitation und das Bewegungslernen: eine gute Kombination

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Allerlei

Serie: Das Auge schulen (Karin Link und Jan Nivelle)

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Fair zum Pferd-Campus-Programm

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Alles was Recht ist: Drama um das Beistellpferd (Nils Michael Becker)

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Glosse Mr.P. & Me: Das große Blubbern!

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Impressum

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Vorschau Heft 2/2021

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Foto Titelbild und Inhaltsverzeichnis: www.slawik.com Redaktionsanschrift: Birkenweg 10, 57629 Mörsbach, Tel.: 02688/988 65 38 Die Namen in Klammern bezeichnen die Autoren oder Interviewpartner des jeweiligen Artikels. Farblich markierte Artikel kennzeichnen Titelthemen.

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„Wenn sich das Fohlen davor fürchtet, dann darf man es nicht mit harter, son- dern mit sanfter Behandlung belehren, dass es sich nicht zu fürchten braucht.“ Xenophon (430-354 v. Chr.) in „Über die Reitkunst“

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Foto: www.slawik.com

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Geschichte WE Auf den Spuren der Working Equitation – damals und heute

DieWorking Equitation ist eine relativ junge Reitsportdisziplin, die auf den traditi- onellen südeuropäischen Arbeitsreitweisen fußt. Basierend auf jahrhundertealten Traditionen, messen sich heute Reiter aus mehr als 27 verschiedenen Nationen im Wettbewerb. Zwei, die von Anfang an in ihren Ländern dabei sind, Nicola Danner und Sandra Migl, begeben sich mit den Dressur-Studien auf eine Reise durch die junge Geschichte der Working Equitation. Die Reitsportdisziplin Working Equitation entstand in den 1990er-Jahren mit dem Ziel, die traditionellen Arbeitsreitweisen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Treibend waren Reiter in Frankreich, Italien, Portugal und Spanien. In diesen Ländern wird auch heute noch die Feld- und Rinderarbeit mit ihren landestypischen Pferden praktiziert. In Portugal praktizieren die Campinos die Equitação de Trabalho mit Lusitanos. In Spani- en setzen die Rinderhirten, die Vaqueros, auf Pura Raza Española, Tres Sangres oder Cruz- ados, während die französischen Gardians, die Stierhirten aus der Camargue, vor allem mit ihren Camarguepferden arbeiten. In Italien sind die Butteri, die berittenen Rinderhir- ten der Toskana, auch heute noch mit Maremmapferden und Murgesen unterwegs. Sämtliche heute praktizierten Arbeitsreitweisen haben sich aus der berittenen Feldar- beit, wie sie in Südeuropa ausgeübt wurde und wird, entwickelt. Eines dieser Beispiele ist die altkalifornische Reitweise, auch Vaquero Horsemanship genannt, wie sie heute noch in Amerika praktiziert wird. Sie wurde mit der Eroberung Amerikas durch die spa- nischen Konquistadoren auf den amerikanischen Kontinent gebracht. Das Beispiel zeigt, welche geschichtliche Bedeutung die Arbeitsreitweisen Südeuropas haben und weshalb viele sich dafür einsetzen, sie zu erhalten und ihre Traditionen zu pflegen. „Den berit- tenen Rinderhirten ging es aber nicht nur um Traditionspflege, sondern auch darum, sich im Wettbewerb zu messen“, erklärt Nicola Danner. „Sie hatten einfach auch Freude daran, ihre Geschicklichkeit zu vergleichen und die Rittigkeit ihrer Pferde unter Beweis zu stellen bei allem, was im Feld passieren könnte. Der Reiter muss vom Pferd aus Tore öffnen können, durch Wasser reiten, über Gräben springen und über Brücken reiten, in Windeseile Richtungswechsel mit seinem Pferd durchführen, mit der Garrocha arbeiten sowie Rinder treiben und separieren. Das sind vielseitige Herausforderungen, die hohe Anforderungen an Reiter und Pferd stellen, zumal einhändig geritten wird. All das wird heute in den Working Equitation-Wettbewerben gezeigt.“ Auch wenn es bei uns in Deutschland keine traditionelle Arbeitsreitweise mit Rindern gibt, setzt sich Nicola Danner dennoch dafür ein, die Working Equitation in Deutschland bekannt zu machen. Sie beschäftigt sich seit knapp 40 Jahren intensiv mit der Ausbil- dung von Pferden und fast genauso lange mit Lusitanos. 1992 gründete sie den Verein Cavalo-Lusitano, um die Lusitanos auch in Deutschland bekannt zu machen, und stand dem Verein für zehn Jahre als Präsidentin vor.

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Geschichte WE

Links: Nicola Danner. Foto: privat

Rechts: Sandra Migl. Foto: privat.

Durch ihre regelmäßigen Reisen nach Portugal kam sie schon früh mit der Working Equi- tation in Berührung. Davon fasziniert, gründete sie dann den Verband Working Equitati- on Deutschland (WED) und hat damit dieWorking Equitation in Deutschland von Beginn an begleitet. Nicola Danner ist seitdem im Vorstand des WED, nationale Richterin (WED) und interna- tionale Richterin der World Association for Working Equitation (WAWE). Sie betreibt seit mehr als 28 Jahren ihren Ausbildungsstall Monte da Lua in der Nähe von München. In ih- rem Unterricht verknüpft sie die Sportreiterei mit den Lehren der alten Meister. DieWorking Equitation war geboren „Die Working Equitation als Reitsportdisziplin ist 1994 entstanden, beziehungswei- se wurde 1994 das erste Turnier ausgerichtet. Zwei Jahre später fand die erste Europa- meisterschaft in Italien statt. Die erste Weltmeisterschaft wurde 2002 in Portugal ausge- tragen“, erinnert sich Nicola Danner. Sandra Migl ergänzt: „Durch den Wettbewerb in den verschiedenen Ländern und den Wunsch, dieWorking Equitation auch außerhalb Südeuropas bekannt zu machen, wurde es notwendig, bestehende nationale Regelungen zu vergleichen und auf einen interna- tionalen gemeinsamen Nenner zu bringen. Deshalb wurde 2004 die WAWE, der Weltver- band der Working Equitation, gegründet.“ Sandra Migl reitet seit ihrem sechsten Lebensjahr und verbringt seitdem fast jede Minu- te mit Pferden – als Hobby, als Beruf und im Ehrenamt. Ursprünglich kommt die Reiterin aus der Dressur und verlor schlussendlich ihr Herz an die Working Equitation. Auch sie hat die Arbeit mit dem Pferd im Feld in Portugal kennengelernt. Die passionierte Wor- kerin betreibt in Wien ein Reitsportgeschäft, in dem sie sich auf Sattel- und Gebissan- passungen spezialisiert hat. Sie ist Vorsitzende des Vereins Working Equitation Austria (WEA). Als Bundesreferentin für Working Equitation im Österreichischen Pferdesport-

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Die Arbeitsreitweisen sind der Hintergrund der Working Equitation. Foto: Birte Oswald

verband (OEPS) ist sie gemeinsam mit den Landesreferenten und Lehrwarten für den Aufbau der Disziplin in Österreich zuständig. Sie ist selbst auch noch Landesreferentin für Wien und offiziell vom Verband anerkannte und ausgebildete Lehrwartin und gehört der Generalversammlung der WAWE an. Zudem ist auch sie national (WEA) und interna- tional (WAWE) als Richterin für Working Equitation weltweit tätig. Das Hauptziel der WAWE ist es, die unterschiedlichen nationalen und internationalen Be- lange dieser recht jungen Pferdesportdisziplin zu vertreten, internationale Wettbewerbe zu organisieren, die Disziplin weiterzuentwickeln und für ein einheitliches Reglement in den Mitgliedsländern zu sorgen. Auch setzt sich die WAWE für die Anerkennung der Dis- ziplin durch die Fédération Équestre Internationale (FEI) ein. Neben den vier ursprünglichen Ländern Portugal, Spanien, Frankreich und Italien hat die Working Equitation schnell auch ihren Siegeszug in weiteren Ländern angetreten. Mittlerweile vergleichen sich Reiter unter anderem aus Australien, Belgien, Brasilien Großbritannien, den Niederlanden, Kolumbien, Luxemburg, Mexiko, San Marino, Schwe- den, Slowenien, der Tschechischen Republik, Ungarn, den USA und selbstverständlich aus Deutschland und Österreich. Dabei geht es immer um die vier Disziplinen Dressur, Speedtrail, Stiltrail und Rinderwettbewerb. „Neben dem sportlichen Vergleich steht in dieser Reitsportdisziplin noch etwas ganz anderes im Vordergrund: das Bewahren des jeweiligen Kulturgutes und der für jedes Land charakteristischen Trachten und Sattler- waren“, erklärt Sandra Migl. „Die zu reitenden Aufgaben im Wettbewerb wurden auch von den verschiedenen Ländern geprägt. In Portugal gibt es beispielsweise viel Wasser,

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weshalb die Rinderhirten dort häufig über Holzbrücken reiten müssen. Das Hindernis „Brücke“ war geboren. Auch die Lektion „Piaffe auf einem Holzbrett“, die in der Escola Portuguesa de Arte Equestre in Lissabon gezeigt wird, ist eine Hommage an die berit- tenen Rinderhirten Portugals, ergänzt Nicola Danner. Die Anfänge in Deutschland Bereits 1996 hatte Nicola Danner eine Gruppe Working Equitation-Reiter als Shownum- mer zum Lusitano Festival auf Schloss Castell eingeladen. „Das war aber noch zu früh. In Deutschland dominierte die klassische Dressur und es gab noch keine Akzeptanz für eine solche Disziplin“, erinnert sich die Pionierin. Erst zwölf Jahre später, Anfang 2008, sollte der Durchbruch gelingen. Maßgeblichen Anteil daran hatten Stefan Baumgartner und Rolf Janzen, die als Begründer der Working Equitation-Szene in Deutschland gelten. Es fanden sich schnell Gleichgesinnte und so wurde noch im gleichen Jahr das erste Tur- nier in Deutschland ausgetragen. Ebenfalls im gleichen Jahr reiste ein Team deutscher Reiter zur Europameisterschaft nach Sardinien. Mit Erfolg: Die deutschen Reiter gewannen direkt Bronze. Im Jahr 2010 wurde dann der freie Arbeitskreis Working Equitation Deutschland (AWED) gegründet. „Da Turniere ohne Verbandswesen und Regularien keine Möglichkeit haben, an Spon- soren zu kommen und auch in Haftungsfragen recht allein dastehen, war es uns wichtig, einen Verein zu gründen und uns Schritt für Schritt der FN anzuschließen – auch wenn das nicht bei allen Zustimmung fand“, blickt Nicola Danner zurück. „2012 wurde dann schließlich der Verein Working Equitation Deutschland (WED) gegründet. AWED und WED haben sich erfreulicherweise zu einem Verein zusammengeschlossen, sodass von da an die Interessen der Working Equitation in Deutschland mit vereinter Kraft vertreten werden können.“ Auch Österreich ist mit Begeisterung dabei „Österreich ist zwar ein deutlich kleineres Reiterland, steht aber nicht minder moti- viert hinter der Working Equitation“, sagt Sandra Migl. Dort wurde die Working Equita- tion erstmals im Jahr 2009 bei zwei Turnieren von Michaela und Andreas Ruschitzka so- wie Sandra Migl vorgestellt. Die deutschen Reiter Thomas Türmer, Mitja Hinzpeter, Ger- not Weber, Katrin Frankenberger und Mihai Maldea zählen seit Beginn zu den Stamm- gästen der vom WEA organisierten Turniere. Aus diesen Anfängen währt auch heute noch eine tiefe, freundschaftliche Verbundenheit zu den deutschen Pionieren der Wor- king Equitation. Sandra Migl – damals selbst aktive Horseball-Spielerin – stellt dankbar fest, dass deut- sche Reiter einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet haben, den Sport in Öster- reich zu etablieren und ihn insgesamt dahin zu entwickeln, wo er heute steht: „Ein paar Seiten Reglement mit vielen Grauzonen und den Erklärungen von Claudia Elsner Ma- tos aus Portugal, die als Richterin eingeflogen wurde, waren die Grundlagen. Mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung von Reitern, Helfern, den Kollegen aus Deutschland und Richtern haben wir diese Aufgabe gestemmt und die Working Equitation in Öster- reich wahr werden lassen“, erinnert sie sich schmunzelnd.

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